In Gebieten mit hoher Hausarztdichte sterben Menschen unter 75 Jahren seltener an einem vorzeitigen Tod. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Leicester (doi: 10.1136/bm-jopen-2015-009981). Die britischen Forscher hatten mit einer Querschnittstudie Daten von mehr als 7.850 Hausarztpraxen in England ausgewertet. Den Berechnungen zufolge könnte es in England pro Jahr 6.738 vorzeitige Todesfälle in der Bevölkerung weniger geben, wenn nur ein Hausarzt pro 1.000 Patienten hinzukäme. Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass chronisch kranke Patienten dann besser versorgt werden.
Besonders ausschlaggebend für die geringere vorzeitige Sterblichkeit ist demnach die Betreuung von Patienten mit arterieller Hypertonie, die dann früher erkannt wird. „Eine bessere Primärversorgung ist verbunden mit einer niedrigeren vorzeitigen Sterblichkeit, sogar in einem Gesundheitssystem, mit einer ausgeprägten Primärversorgung, wie es in England der Fall ist“, wird Prof. Richard Baker von der Universität Leicester in einer Pressemitteilung zitiert. „Gesundheitssysteme müssen die Kapazitäten der Primärversorgung ausbauen, um eine effektive Versorgung zu leisten. Zudem sollten sie Ärzte der Primärversorgung darin unterstützen, besonders auf die Bedürfnisse sozial Schwacher einzugehen.“ Denn den größten Einfluss auf die Sterblichkeit haben Eigenschaften der Patienten, zum Beispiel chronische Erkrankungen oder das soziale Milieu.
Die Autoren geben aber an, dass das Studiendesign einigen Einschränkungen unterliegt. So sei es schwer, aus der Querschnittstudie auf Kausalzusammenhänge zu schließen. Besser wäre eine prospektive Langzeitbeobachtung geeignet, dafür fehlten aber die nötigen Daten. Jedoch haben bereits andere Studien gezeigt, dass Gesundheitssysteme mit einer starken Primärversorgung zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen bei gleichzeitig reduzierten Kosten führen.