Nachdem die Zusammenarbeit mit der KV nach den vielen Querelen der letzten Jahre jetzt erfreulich rund läuft, hatte sich der Hausärzteverband Hamburg gegen Übergriffe ganz anderer Akteure zu wehren.
Die erste Geschichte…
Über ihre Patienten haben die Hausärztinnen und Hausärzte von einem Schreiben erfahren, in dem sich eine große fachinternistische und überörtliche Gemeinschaftspraxis weigern wollte, zukünftig Rezepte auszustellen. Man bat in dem Schreiben um Verständnis für die rein aus wirtschaftlichen Nöten („nur ein Drittel des hausärztlichen Budgets!“) heraus entstandene Maßnahme und grüßte abschließend freundlich als Praxisteam. Der Landesvorstand war über den Stil der Verfasser ebenso verärgert wie über den Inhalt: sich hinter einem „Team“ zu verstecken und Patienten einen Brief in die Hand zu drücken anstatt das Gespräch mit den Überweisern oder ihrer Interessenvertretung zu suchen, ist nicht akzeptabel.
Ebenso unverständlich, warum ein Drittel des hausärztlichen Medikamentenbudgets für nur ein Organ nicht ausreichen soll? So reagierte man mit einem Offenen Brief, den auch die Medien und Krankenkassen wahrgenommen haben. Prompt wurde der Brief an die Patienten zurückgezogen, telefonisch um Entschuldigung gebeten und den hausärztlichen Vertretern Gespräche angeboten. Ergo: Wer sich wehrt, lebt nicht verkehrt!
…und die zweite gleich hinterher
Nahezu zeitgleich saßen Vertreter des Vorstandes in der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf (UKE) und sprachen mit den Studienleitern einer groß angelegten Studie: Mit der Hamburg City Health-Studie führt das UKE eine der weltweit größten interdisziplinären Beobachtungsstudien durch. Der Schwerpunkt der klinikübergreifenden, monozentrischen Beobachtungsstudie liegt in der Früherkennung der häufig sten Volksleiden und Todesursachen in Industrienationen. Für die HCH-Studie haben sich 30 Institute des UKE zusammengeschlossen.
Gemeinsam wollen sie 45.000 Menschen aus der Metropolregion Hamburg auf kardiologische, neurologische und onkologische Erkrankungen untersuchen – Krebs, Herzinfarkte und Demenz. Aus der Vielzahl an medizinischen Daten sollen Frühwarnindikatoren sowie Bedarfe für medizintechnisches Equipment abgeleitet werden. Durchgeführt wird die Studie in Kooperation mit weiteren UKE-Kliniken und Einrichtungen sowie Partnern aus der Industrie. Doch liest sich in den Patientenbroschüren und auch in den unterschriebenen Verträgen die Aussage, dass für alle pathologischen Befunde der Hausarzt zuständig sei – über die Vergütung wurde im Vorfeld auch in diesem Fall nicht mit den Hausärzten gesprochen.
Viele Untersuchungen führen zu vielen pathologischen Befunden, die bei asymptomatischen Patienten dann auch häufig falsch positiv sein werden. Dies ist klar ein „Vertrag zu Lasten Dritter“. Der Landesvorstand ist derzeit in Gesprächen, um das zu ändern: Denn wenn für Forschung eine große Summe Geld in die Hand genommen wird und beispielsweise die an der Studie beteiligten Humangenetiker ihre Beratungsleistung selbstverständlich bezahlt bekommen, während Hausärzte kostenlos arbeiten sollen, ist das weder einzusehen noch zu akzeptieren. Denn: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!