„Aus der deutschen Schlaganfall-Datenbank wissen wir, dass etwa 22 % der Betroffenen einen kryptogenen Schlaganfall erleiden“, berichtete Prof. Hans Christoph Diener, Essen, auf einem Symposium. Es sei anzunehmen, dass bis zur Hälfte dieser Fälle auf unerkanntes klinisch stummes paroxysmales Vorhofflimmern zurückgehen. Doch die „schwammige“ Bezeichnung „kryptogen“ reiche nicht aus, um eine Antikoagulation zu rechtfertigen. Daher entwickelte Diener gemeinsam mit einer internationalen Expertengruppe ein Konzept zur operationalen Definition von ESUS mit folgenden Kriterien:
-
Lakunäre Infarkte sind mit der Bildgebung (CT, MRT) nicht nachweisbar
-
In der Region des Schlaganfalls sind keine hämodynamischen Stenosen erkennbar
-
Eine kardiale Embolie kann weitgehend ausgeschlossen werden
-
Es existieren keine anderen Ursachen wie Arteriitis, Migräne, Drogenabusus.
„Das einzige, was wir diesen Patienten bisher anbieten können, ist ASS – damit erreicht man nur eine relative Risikoreduktion von 13 % gegenüber Placebo“, so Diener. „Gehen wir davon aus, dass bei den meisten Patienten ein thromboembolischer Mechanismus vorliegt, müssten sie von der Antikoagulation profitieren. Wir vermuten, dass die neuen oralen Antikoagulantien genauso sicher sind wie ASS“. Diese Annahme wird z.B. durch die Ergebnisse der AVERROES-Studie gestützt: Sie zeigte, dass Apixaban (Eliquis®) das Blutungsrisiko bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern im Vergleich zu ASS nicht erhöhte, unabhängig davon, ob sie bereits TIA oder Schlaganfall erlitten hatten. Darüber hinaus reduzierte Apixaban bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, die für Vitamin-K-Antagonisten ungeeignet waren, im Vergleich zu ASS das Risiko ischämischer, hämorrhagischer oder nicht spezifizierter Schlaganfälle und systemischer Embolien signifikant um relativ 55 %.
Quelle: Satellitensymposium „Vaskuläre Ereignisse und Antikoagulation – Standortbestimmungen“ von BMS/Pfizer auf der ANIM, 30.01.2016, Berlin