Wer nicht sieht, was er isst, überschätzt die tatsächlich verzehrte Menge an Nahrung – und isst weniger. Das haben deutsche Psychologen herausgefunden (DOI: 10.1016/j.foodqual.2016.02.010). „Unsere Studie zeigt, dass das Ausschalten visueller Signale die Einstellung zum Essen und das Essverhalten in mehrerer Hinsicht verändert“, schreiben Britta Renner und ihre Kollegen von der Universität Konstanz.
Sie luden 90 normalgewichtige junge Erwachsene zu einer Studie ein, deren Zweck angeblich in einem Geschmackstest bestehen sollte. Fünfzig Personen mussten beim Eislöffeln eine undurchsichtige Skibrille aufsetzen. Jedem wurden drei Becher mit Eis verschiedener Geschmacksrichtungen serviert, von denen nach Belieben gegessen werden konnte. Während und nach dem Essen beantworteten die Testpersonen Fragen, die über eine reine Bewertung des Geschmacks hinausgingen. So gaben sie auch Auskunft darüber, ob sie sich später das Eis kaufen würden. Außerdem wurden sie aufgefordert, die verzehrte Eismenge zu schätzen.
Die Gruppe der blinden Probanden aß insgesamt neun Prozent weniger Eis. Die von den blinde Essern geschätzte verzehrte Eismenge lag 88 Prozent über dem tatsächlichen Wert. Wer mit offenen Augen gespeist hatte, überschätzte seinen Eiskonsum nur um 35 Prozent. Die Ausschaltung des Sehsinns vergrößerte also die Diskrepanz zwischen der scheinbar und der wirklichkonsumierten Nahrungsmenge. Die Forscher schließen daraus, dass es wirksamer sein könnte, eine gesündere Ernährung durch Sinneseindrücke zu fördern, anstatt durch Appelle an den Verstand.
Quelle: Wissenschaft aktuell