"Ich studiere doch nicht sechs Jahre Medizin, um dann Überweisungen zu schreiben" – so wie Medizinstudentin Anne Vogel denken wohl viele über die Allgemeinmedizin, bevor sie ihr erstes Blockpraktikum in einer Hausarztpraxis absolvieren. Dabei wurde Anne Vogels Begeisterung geweckt: "Da hab ich mitbekommen, dass das Hausarztdasein viel mehr ist als Zettel ausfüllen." Das breite Spektrum der Allgemeinmedizin zog die Studentin schnell in ihren Bann. Jetzt freut sich Anne Vogel aufs PJ – und da vor allem auf die vier Monate in der Hausarztpraxis.
Mit falschen Vorstellungen über die Allgemeinmedizin aufzuräumen und das Interesse am Hausarztberuf zu wecken, gehört zu den Zielen des Nachwuchstages, den der Bayerische Hausärzteverband am 21. April zum zweiten Mal organisierte. Diesmal fand die "Semesteranfangsparty mit Perspektive" im E-Werk in Erlangen statt. Referenten aus unterschiedlichen Bereichen informierten zu den Themenblöcken Studium, Weiterbildung und "Zukunft Praxis – was muss ich wissen".
Unter ihnen Anne Vogel, die zusammen mit Studienkollegin Thurid Breunig über "Praxiserfahrungen während des Studiums aus Sicht der Studierenden" referierte. Breunig hat bereits ihr Praktisches Jahr absolviert. Die vier Monate in der Hausarztpraxis bezeichnete sie als "Sahnehäubchen" dieser "super schönen Zeit". Und alles andere als langweilig: "Anfangs hatte ich vor jedem Patientenkontakt Herzklopfen bis zum Hals", erzählt sie. In Eins-zu-eins-Betreuung habe sie dort Symptome deuten, "abwendbare gefährliche Verläufe wie eine Lungenembolie unter lauter Hustenpatienten erkennen" gelernt. Eine Diskussionsrunde schloss den informativen Teil der Veranstaltung ab, bevor es dann für die rund 170 Medizinstudierenden, die gekommen waren, ein Stockwerk tiefer zur Party ging. Eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen – und das bei freiem Essen und Getränken. Für Stimmung sorgte ein DJ.
"Sollte an anderen Unis wiederholt werden", war das Fazit in den Feedbackbögen zur Veranstaltung. Und gut ein Viertel der Teilnehmer gaben an, sich nach dem Nachwuchstag gut vorstellen zu können, später einmal als Hausarzt oder Hausärztin tätig zu werden. "Genau das wollen wir mit dieser Veranstaltungsreihe erreichen", erklärt Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. "Wir müssen dem Nachwuchs klar machen, welche Chancen die Hausarztmedizin bietet", so Dr. Geis. Für ihn ist sein Beruf der schönste der Welt, wie er sagt, und das gelte es zu vermitteln. Das gelang in Erlangen: "Die Freude am Hausarztleben" sei der größte Aha-Effekt der Veranstaltung, schreibt ein Teilnehmer in seinem Feedbackbogen.