Der typische Geruch lässt sofort an Suppen denken: Liebstöckel ist die Maggipflanze. Seit Jahrhunderten wird Liebstöckel bei uns in den Kräutergärten als Gewürzpflanze angebaut. Ursprünglich stammt er wahrscheinlich aus Südeuropa. Darauf deutet auch das Wort "Levisticum" hin, das sich entweder vom griechischen Wort "libisticon = libysches Kraut" oder vom Wort "ligusticum = in Ligurien wachsend" herleitet. Aus Levisticum ist dann das deutsche Wort Liebstöckel entstanden.
Von Benediktinermönchen wurde die Pflanze über die Alpen nach Mitteleuropa gebracht. Liebstöckel wird in der Landgüterverordnung "Capitulare de villis" von Karl dem Großen erwähnt. Das heißt, Liebstöckel gehörte zu den Kräutern, die in den Krongütern angebaut werden und zur Verfügung stehen mussten, wenn der Hofstaat auf Reisen war.
Aber Liebstöckel ist mehr als Maggikraut. Er wird auch medizinisch verwendet. Ob er auch von antiken Ärzten eingesetzt wurde, ist nicht sicher. Doch im Mittelalter war Liebstöckel eine beliebte Heilpflanze. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfahl ihn etwa bei Halsschmerzen. Liebstöckel zählte auch zu den Liebespflanzen – ein alter volkstümlicher Name ist "Luststecken". Doch das beruhte wohl auf einem Irrtum: Die Silbe "Lieb" war zu wörtlich genommen worden.
Heute wird Liebstöckel als Aquaretikum zur Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß eingesetzt.
Verwendet wird die Liebstöckelwurzel, deren ätherisches Öl diuretisch wirkt. In einer Studie ist nachgewiesen worden, dass das ätherische Öl des Liebstöckels die Durchblutung der Nieren verstärkt und das zu einer erhöhten Filtrationsrate führt. Beobachtet wurden eine höhere Ausscheidung von Harnstoff und Gesamtstickstoff. Hauptkomponenten des Öls (etwa 70 Prozent) sind Alkylphthalide, die auch den charakteristischen Maggi-Geruch abgeben.
Gewisse Bestandteile des Phthaliden haben einen sedierenden Effekt. Außerdem wirkt Liebstöckelwurzel über die ebenfalls im Öl enthaltenen Cumarinderivate spasmolytisch an der glatten Muskulatur. Gerade bei Steinleiden ist die Kombination von Diurese und Spasmolyse günstig und kann den Abgang von Konkrementen erleichtern.
Weitere Inhaltsstoffe der Liebstöckelwurzel sind Ligustilide, Phenolcarbonsäuren sowie weitere flüchtige Säuren und Polyacetylen(+)-Falcarindiol, das fungistatisch wirkt.
Es wird auch von einer antibakteriellen Wirkung berichtet. So hat Liebstöckel in einer neueren Studie einen synergistischen Effekt mit Ciprofloxacin bei der antibakteriellen Wirkung gegen E.coli gezeigt.
Die Furanocumarine des Liebstöckels können phototoxisch wirken. Patienten mit sehr heller Haut können deshalb besonders empfindlich auf UV-Strahlung reagieren. Auf diese Nebenwirkung sollten die Patienten hingewiesen werden.
Produktbeispiele, in denen Liebstöckel enthalten ist: Liebstöckelwurzel gibt es nicht als Monopräparat. Die Kombination von Liebstöckel mit Rosmarin und Tausendgüldenkraut (Canephron®, Bionorica) hat in In-vitro-, In-vivo- und klinischen Studien positive Ergebnisse erbracht. Liebstöckel gibt es auch in der Kombination mit den anderen Aquaretika Birkenblätter, Goldrute und Schachtelhalm sowie dem Desinfizienz Kapuzinerkresse (Nephroselect®, Dreluso), das ebenfalls positiv in Stu-dien getestet wurde.
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Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
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Gattung: Levisticum
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Art: Liebstöckel (Levisticum officinale)
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Verwendete Pflanzenteile: Wurzel, Wurzelstock
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Anwendungsbereiche: Entzündungen der ableitenden Harnwege, Nierengrieß