Fehler bei Demenz vermeiden
Die Pharmakotherapie bei Demenz erfordert besonders eine Abstimmung der betreuenden Fachdisziplinen. Zu viele, im Alter nicht geeignete, ZNS-gängige und streng nach Leitlinien ohne Priorisierung der Therapieziele verabreichte Medikamente können zu vermehrten Komplikationen wie Stürzen, unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Krankenhauseinweisung, rascherem kognitivem Abbau und Tod führen. Prof. Richard Dodel, Neurogeriater aus Essen, nannte die sieben häufigsten Fehler bei der Pharmakotherapie der Demenz:
❶ Polypharmazie (mehr als fünf Medikamente)
❷ Anwendung potenziell inadäquater Medikamente (Abgleich z.B. mit PRISCUS-Liste empfohlen)
❸ Berücksichtigung von Leitlinien zu einzelnen Erkrankungen ohne Beachtung von Interaktionen
❹ Unkritische Verordnung ZNS-gängiger Medikamente
❺ Unkontrollierte Nahrungssupplementation (kann das Notfallrisiko erhöhen)
❻ Therapieziele wirksamkeitsbasiert definiert (besser funktionell)
➐ Therapieziele nicht priorisiert
Dodel empfahl, ein Hauptziel der Therapie zu definieren (bei Demenz z.B. Erhalt von Selbstständigkeit und Funktionalität), die Bedeutung der Medikation für das Hauptziel zu prüfen und gegebenenfalls auf Medikamente der Sekundärprävention, Medikamente mit ungünstigem Nebenwirkungsprofil oder Arzneimittel mit fraglichem Nutzen zu verzichten.
Quelle: 89. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Mannheim, 21.–24.09.2016