Psyche und Migräne
Die Migräne ist sicherlich keine psychosomatische Erkrankung. Doch neben physiologischen spielen bei der Pathogenese auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle. Sie sind auch Therapie-relevant. So liegt der Placebo-Effekt bei der Migränebehandlung bei bis zu 50 Prozent. Interessanterweise kommt der Placebo-Effekt sogar dann zum Tragen, wenn der Patient weiß, dass er ein Placebo erhält. Entscheidend für den Therapieerfolg ist auch die Erwartungshaltung. Die Einstellung "Das Medikament wird bei mir sowieso nicht helfen" kann zum Therapieversagen beitragen.
Unser Alltag wird von "daily hassles", sogenannten Mikrostressoren geprägt. Um zu vermeiden, dass wir uns nicht ständig von Neuem über diese Dinge erregen, entwickeln wir Schutzmechanismen in Form einer Habituation, d.h. bei wiederholter gleichbleibender Reizeinwirkung nimmt die Reaktion des Organismus darauf ab. In entsprechenden Studien fand sich, dass bei Migränepatienten solche Habituationsprozesse auf neuronaler Ebene ausbleiben oder im Vergleich zu Gesunden langsamer ablaufen. Ziel von Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutischer Interventionen ist die Förderung von Habituationsprozessen.
Quelle: Deutscher Schmerzkongress, 19.-22.10.2016 in Mannheim