Aus den Hochschulen
Was tun Sie, um Medizinstudierende für die Hausarztmedizin zu begeistern?
Der Lehrstuhl wurde 2015 etabliert und das dazugehörige Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung gegründet: ein Meilenstein für die Allgemeinmedizin am Standort Tübingen! Wir sind zu verschiedenen Zeitpunkten im Studium vertreten: Im ersten Semester bieten wir durch die Berufsfelderkundung erste Einblicke in die Hausarztpraxis.
Im sechsten Semester bieten wir einen Ganzkörperuntersuchungskurs in Kleingruppen an (drei Studierende, ein Schauspielpatient, ein Dozent). Dies schätzen die Studierenden, da sie die wichtigsten Untersuchungstechniken mit ausreichend Zeit unter Anleitung eines Lehrarztes üben können. Sie evaluieren ihn seit mehreren Semestern als besten Untersuchungskurs. Neu seit 2015 sind die Wahlfächer „Differentialdiagnose Allgemeinmedizin“ sowie „Allgemeinmedizin unter einfachen Bedingungen – im Kontext von Katastrophenmedizin, humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit“ für Studierende vom sechsten bis zehnten Semester. Für das Blockpraktikum (zehntes Semester) haben wir mit drei Landkreisen das Programm land.plus aufgenommen, das pro Semester 30 Praktikanten finanziell unterstützt, um ihr Praktikum in einer ländlichen Praxis zu absolvieren.
Welche Forschungsprojekte führen Sie durch?
Das Institut führt derzeit Projekte in der Lehr- und Weiterbildungsforschung, innovative Versorgungskonzepte (etwa Erhebungen bei Patienten, Ärzten, Gesundheitsberufen in hausärztlich unterversorgten Landkreisen) sowie (Multi)medikation (z.B. Verordnungsmuster von Benzodiazepinen durch Hausärzte) durch. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Komplementärmedizin, wo wir in einem vom Wissenschaftsministerium geförderten Verbundprojekt mit anderen baden-württembergischen Wissenschaftlern aus der Grundlagenforschung und Klinik verschiedene Studien durchführen (www.azkim.de). Über den Innovationsfonds konnten wir kürzlich erfolgreich ein großes Projekt zur Teledermatologie einwerben, das nächstes Jahr startet.
Antworten auf diese Fragen gab Prof. Dr. med. Stefanie Joos (leitet das Institut für Allgemeinmedizin in Tübingen)