Liebe Kolleginnen und Kollegen,
höhere Honorare, bessere Bedingungen in der Weiterbildung, die Stärkung der zentralen Rolle des Hausarztes – wir konnten in den letzten Jahren viel für die Hausärzteschaft erreichen. Das haben wir vor allem einer starken Mitgliederbasis und unserem unermüdlichen Willen zu verdanken, die Interessen aller Hausärztinnen und Hausärzte – auch der Zukünftigen – zu vertreten. Es ist im deutschen Gesundheitswesen ja an der Tagesordnung, sich auf altbekannte Positionen zurückzuziehen, statt den Blick in die Zukunft zu richten. Das ist nicht unser Anspruch!
Eine Herausforderung, der wir uns derzeit gegenübersehen, ist der steigende Bedarf nach hausärztlicher Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen. Das tangiert ganz verschiedene Bereiche: Wie können junge Menschen für den Hausarztberuf gewonnen werden? Wie müssen die Rahmenbedingungen für Praxisübergaben ausgestaltet werden? Aber auch: Wie können Hausärztinnen und Hausärzte durch moderne Lösungen entlastet werden? Die Chancen der Digitalisierung sind dabei ganz entscheidend!
Hier setzt das Projekt Tele-Arzt an, das auf drei wichtigen Ansatzpunkten basiert: Digitalisierung, Delegation unter der Verantwortung des Arztes und Mobilität. Grundgedanke dieses Projektes ist es, dass der Hausarzt seine VERAH®, die mit telemedizinischen Geräten ausgestattet sind, auf Hausbesuche schickt – die dort gemessenen Daten erhält er dann direkt in die Hausarztpraxis, bei Fragen kann er sich per Video ins Wohnzimmer seiner Patienten hinzuschalten. Dadurch wird die Versorgung intensiver und der Hausarzt wird gleichzeitig entlastet. Die zusätzliche Zeit steht dann den Patienten in der Praxis zur Verfügung.
Damit solche Projekte zukünftig möglichst flächendeckend den Hausärzten und ihren Patienten zur Verfügung stehen, brauchen sie natürlich auch entsprechende Rahmenbedingungen. Hier kann ein Einschreibesystem wie die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) enorm helfen. Durch die klaren Verantwortlichkeiten in der HZV sind solche Modelle deutlich besser lebbar.
Im Kollektivvertrag scheint es in dieser Hinsicht gerade kein rechtes Vorankommen zu geben. Insbesondere bei der Honorierung der Videosprechstunde hat man sich auf sehr komplizierte Regelungen und eine nicht angemessene Vergütung geeinigt. Mit Innovationskraft hat das nur wenig zu tun. Im Grunde bewegt man sich hier im Kollektivvertrag auf dem Niveau von vor zehn Jahren. Auf diesem Niveau darf und kann aber nicht verharrt werden.
Wir als Deutscher Hausärzteverband sind der Meinung, dass die Chancen der Digitalisierung enorm sind. Deshalb werden wir auch weiterhin innovative Projekte und Konzepte umsetzen, um die Hausärztinnen und Hausärzte bei ihrer täglichen Arbeit in den Praxen zu entlasten.
Mit kollegialen Grüßen,
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e.V.