Im Jahr 2008 trug in Deutschland eine von 1.000 Jugendlichen im Alter von 15 – 19 Jahren eine Schwangerschaft aus. Dabei ist die Häufigkeit der Schwangerschaften unter Mädchen aus sozial schwächeren Schichten fünf mal so hoch [1]. Mindestens 75 Prozent der Jugendlichen haben ihre Kenntnisse über Sexualität, Fortpflanzung und Verhütung aus dem Schulunterricht. Gerade für männliche Einwandererkinder ist die Schule der wichtigste Ort für Aufklärung. Jeder dritte männliche Jugendliche schaut zweimal oder öfter wöchentlich Sexfilme. 10 Prozent der Mädchen, aber über 90 Prozent der Jungen haben mehr als sporadische Erfahrungen mit Pornografie [1].
So ist es unsere Aufgabe als Hausärzte gerade bei den Jugendlichen, die in Elternhaus und Schule zu wenig Aufklärung erfahren, diesen klare Informationen und Hilfen zugänglich zu machen.
Verhütung
Unser hausärztliches, Angebot kann über Verhütungsmaßnahmen sowie die kostenlose Abgabe der Pille informieren. Im Bedarfsfall kann auch ein Kontrazeptivum verschrieben werden.
Als Verhütungsmaßnahme eignet sich bei nur seltenem Geschlechtsverkehr ein Kondom oder ein Scheidenpessar für die Mädchen. Sollte es die junge Patientin jedoch vorziehen, ein hormonelles Verhütungsmittel anzuwenden, so können wir diese ab dem 14. Lebensjahr auch ohne Einwilligung der Eltern verschreiben, wenn wir uns vergewissert haben, dass die Patientin in der Lage ist, die Tragweite ihres Handelns verantwortlich zu erfassen. Ab 16 Jahren gilt ein Mädchen als geschäftsfähig und für sich selber verantwortlich.
Selbstverständlich müssen Risikofaktoren wie Gerinnungstörungen, Migräne, Blutdruck und Lebererkrankungen müssen vorher abgeklärt sein. Ab 20 Jahren sollten wir zur regulären gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung ermutigen.
HPV-Impfung
Großer Aufklärungsbedarf besteht bei den Jugendlichen zu Fragen sexuell übertragbarer Infektionen. Dabei steht die Frage nach einem ausreichenden HPV-Impfschutz vor dem ersten Geschlechtsverkehr im Vordergrund, wobei auch der Schutz gegen Condylomata durch diese Impfung erwähnt werden sollte. Die HPV-Impfung sollte auch von Hausärzten angeboten und durchgeführt werden.
Welche Verhütung für welche Patientin?
Orale Kontrazeptiva
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Bei Dysmenorrhö sind monophasische Präparate, die Levonorgestrel als Gelbkörperhormon enthalten, angezeigt.
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Bei Unverträglichkeit von Ethinylestradiol ist eine Umstellung auf estradiolhaltige Präparate zu empfehlen.
Weitere hormonelle Kontrazeptiva
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Vaginalring
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Verhütungspflaster
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Hormonimplantat
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Hormonspirale
Um das Thromboserisiko zu minimieren, sollte die Kombination mit der geringsten wirksamen Dosierung von Ethinylestradiol verordnet werden, z. B. 30 ìg Ethinylestradiol + Levonorgestrel.
Quellen:
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[1] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Report Jugendsexualität, 2010.
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[2] Die große Erregung, über Sexualkundeerziehung an den Schulen. Die Zeit Nr. 21 vom 15.5.2014