Warum Allgemeinmedizin? Eine Frage, auf die der dritte Nachwuchstag des Bayerischen Hausärzteverbandes am 26. April im Münchner Löwenbräukeller Antworten lieferte. Nach den Grußworten von Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, Prof. Antonius Schneider, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Technischen Universität München (TUM), und Prof. Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), hatten erst einmal Studierende das Wort. Für Medizinstudentin Anna Theresa Bayer macht vor allem die Vielfalt die Allgemeinmedizin attraktiv. „Man sieht im Zehn-Minuten-Takt die unterschiedlichsten Indikationen“, berichtete sie. „Diese Vielfalt macht die Famulatur in der Hausarztpraxis so spannend.“
Aber auch die 1:1-Betreuung in der Hausarztpraxis, die ganzheitliche Herangehensweise und die Nähe zum Patienten sprechen aus ihrer Sicht für die Allgemeinmedizin. Ihr Lehrarzt während der Hausarztfamulatur habe sich vor und nach jedem Patienten Zeit für Fallbesprechungen genommen, erzählte die angehende Medizinerin. Beeindruckt hat sie auch die Dankbarkeit der Patienten: „Ich hab noch nie so viel selbst gebackenen Kuchen gegessen“, sagte sie und forderte ihre Kommilitonen auf, der Allgemeinmedizin eine Chance zu geben.
Dr. Bernadette Hilbert hat das getan und ist bei der Allgemeinmedizin geblieben: Sie absolviert derzeit ihre Weiterbildung in der „Königsdisziplin“. Die Vielfalt, die ihr die Hausarztmedizin bietet, war mit ein Grund, sich für diese Fachrichtung zu entscheiden. Schon bei der Organisation der Weiterbildungszeit haben die angehenden Hausärztinnen und Hausärzte großen Spielraum, wie Hilbert mit Allgemeinmedizinerin Dr. Dagmar Schneider, Leiterin der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), erläuterte.
Viele Fachrichtungen testen
So bietet die Weiterbildung Allgemeinmedizin die Möglichkeit, in unterschiedliche Fachrichtungen hinein zu schnuppern, und auch Teilzeit ist während der Weiterbildung eine Option. Die unterschiedlichen Weiterbildungsabschnitte können sich angehende Allgemeinmediziner selbst organisieren, wie Hilbert berichtete. Sie riet zu Initiativbewerbungen – so habe es bei ihr geklappt. Ein gutes Argument im Wettbewerb mit Ärzten in Weiterbildung anderer Fachrichtungen, bei denen die Klinik von einem längeren Verbleib im Haus ausgehen kann, sei neben der persönlichen Qualifikation die finanzielle Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin.
Alternativ dazu bietet die Verbundweiterbildung eine lückenlose Weiterbildung aus einem Guss über die gesamte Weiterbildungszeit von fünf Jahren. In Bayern gibt es 80 bei der KoStA registrierte Verbünde, berichtete Schneider. Vorreiter ist hier Dillingen mit seinem „Ausbildungskonzept Allgemeinmedizin Dillingen“, kurz AKADemie, das federführend Dr. Ulrike Bechtel von der Kreisklinik St. Elisabeth sowie Prof. Antonius Schneider, TUM, entwickelt haben. Bechtel stellte es mit Dr. Alexander Zaune, Delegierter des Bayerischen Hausärzteverbandes aus Dillingen, vor. Es setzt bereits im Studium an und bietet nicht nur in der Weiterbildung, sondern bereits im Praktischen Jahr eine strukturierte Rotation an, wobei die Besonderheiten der Allgemeinmedizin immer im Fokus stehen.
Auch die Zukunftsaussichten und Möglichkeiten mit bestandener Facharztprüfung Allgemeinmedizin waren Thema am Nachwuchstag ebenso wie Möglichkeiten der Förderung für die Niederlassung in einer Hausarztpraxis, bevor der gemütliche Teil des Abends begann: Bei gutem Essen, Getränken und Musik kamen die Teilnehmer untereinander und mit den Referenten ins Gespräch. „Der Abend war ein voller Erfolg“, resümiert Dr. Dieter Geis. „Die interessierten Fragen der jungen Mediziner haben deutlich gemacht, wie wichtig es bleibt, für die Königsdisziplin Allgemeinmedizin zu werben.“
Video
Auch die Referenten zogen ein positives Fazit, wie ein Video vom Nachwuchstag zeigt, das Sie unter www.hausaerzte-bayern.de sehen können.