Prof. Dr. med. Nils Schneider leitet seit 2013 das Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Was tun Sie, um Studierende für die Hausarztmedizin zu begeistern?
Die Allgemeinmedizin ist im Modellstudiengang vom ersten bis zum letzten Jahr vertreten. Wir unterrichten nicht nur im Kernmodul Allgemeinmedizin, sondern auch in anderen Fächern wie Palliativmedizin und Geriatrie sowie im Propädeutikum und Kommunikationstraining.
Der Austausch mit anderen Disziplinen und der Blick über die Fächergrenzen sind uns wichtig. Wir vertreten die Allgemeinmedizin nicht nur in Forschung und Lehre, sondern bringen uns zudem in die Patientenversorgung auf dem Unigelände ein. Wir sind in der zentralen Notaufnahme aktiv und betreiben eine Hochschulambulanz mit Sprechstunden für Geriatrie, Allgemein- und Palliativmedizin. Zudem bieten wir Beratung und Mentoring an, um Studierende in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen und Orientierung für die künftige Berufstätigkeit zu geben. In der Summe trägt dies zu einer hohen Präsenz und sehr guten Integration der Allgemeinmedizin auf dem Unicampus bei. Das halte ich für so wichtig, weil sich das Leben der Studierenden überwiegend auf dem Campus abspielt. Neben dem konstant hervorragend bewerteten Blockpraktikum in den Hausarztpraxen und dem zunehmend nachgefragten PJ-Tertial steigern wir damit die Attraktivität und Reputation der Allgemeinmedizin noch weiter.
Was ist Ihr interessantestes Forschungsprojekt?
Aus der Vielzahl der Projekte möchte ich zwei hervorheben: In einer BMBF-geförderten Nachwuchsforschergruppe wollen wir helfen, die hausärztliche Betreuung sterbender Patienten zu verbessern. Dafür werden über fünf Jahre hemmende und fördernde Faktoren für die Palliativversorgung analysiert, mit den Praxen maßgeschneiderte Interventionen entwickelt und die Auswirkungen auf die Versorgung evaluiert. Ebenso spannend ist REGATTA, eine doppelblinde, randomisiert-kontrollierte Studie bei Frauen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt. Verglichen werden zwei Strategien: Unmittelbare antibiotische Behandlung versus Behandlung zunächst mit Bärentraubenblätterextrakt und nur bei Beschwerdepersistenz antibiotisch.