Galt die Diagnose HIV-Infektion in den 90er Jahren noch als Todesurteil, so hat sich das Dank der neuen antiretroviralen Therapien grundlegend geändert. Das empfohlene Regime zur antiretroviralen Ersttherapie von Erwachsenen besteht aus einer Dreifachkombination mit zwei nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) als „Backbone“ plus einer Drittsubstanz. Eine dieser Kombinationen beinhaltet Tenofovir plus Emtricitabin (FTC). Bei Tenofovir handelte es sich bisher um Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF). Mit Tenofoviralafenamid (TAF) steht nunmehr ein neues Prodrug von Tenofovir zur Verfügung, berichtete Dr. Stefan Esser aus Essen.
Mit TAF kann die Dosierung ohne Einbußen an therapeutischer Effektivität erheblich reduziert werden (25mg versus 300mg bei TDF). Die Exposition im Plasma verringert sich im Vergleich zu TDF um etwa 90%. TAF ruft weniger renale Nebenwirkungen hervor und geht mit einer geringeren Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR) einher. Zudem fällt auch der Verlust an Knochendichte unter dem neuen Tenofovir geringer aus als unter der Vorgängersubstanz. TAF scheint somit für die langfristige antivirale Therapie besonders geeignet, erklärte Esser. Als Descovy® kann TAF zusammen mit FTC (200/10mg und 200/24mg) zusammen mit einem dritten Wirkstoff seit etwa einem Jahr bei Erwachsenen und Jugendlichen (über 12 Jahre, mindestens 35 kg Körpergewicht) eingesetzt werden.
Quelle: Presseworkshop „HIV heute: Anforderungen an moderne HIV-Therapie heute – wo stehen wir?“ veranstaltet von Gilead Sciences GmbH am 25. März 2017 in München