Eine besondere Herausforderung für den Hausarzt
In Deutschland sind etwa sechs Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Ein Großteil dieser Patienten, vor allem in ländlichen Regionen, wird von ihrem Hausarzt betreut. Zur Zeit behandelt ein Hausarzt durchschnittlich etwa 100 Diabetiker, Tendenz steigend. Dabei stellt das komplexe Krankheitsbild mit all seinen individuellen Bedürfnissen, Risiken und Begleiterkrankungen eine besondere Herausforderung dar. Bei Diabetikern mit Begleiterkrankungen wie KHK, Herzinsuffizienz, Rheuma oder diabetischen Folgeerkrankungen muss nämlich vieles bedacht werden wie beispielsweise die individuelle Festlegung der Therapieziele und die Auswahl der richtigen Medikation, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Sicherheit zu garantieren. Jeder Patient hat seine eigene Krankengeschichte mit unterschiedlichen Risiken und Wünschen, die nur der Hausarzt in der Lage ist, ausreichend zu berücksichtigen.
Antiinflammatorische Therapiekonzepte
Der Typ-1-Diabetes entsteht durch eine überschießende immunologische Reaktion innerhalb des Pankreas, was zu einem Verlust der insulinproduzierenden Betazellen führt. Aber auch bei Typ-2-Diabtikern finden sich entzündliche Veränderungen, beispielsweise eine Infiltration von Makrophagen. Ziel der Forschung ist es deshalb, neue Therapiestrategien zu entwickeln, die die Aktivierung des Immunsystems und damit die Entzündung verhindern und somit das Überleben und die Funktion der Betazellen verbessern.
Welche Rolle spielt die Darmflora?
Die Zusammensetzung der Darmflora dürfte ebenfalls bei der Entstehung der Adipositas und des Typ-2-Diabetes eine wichtige Rolle spielen. Dafür sprechen jedenfalls aktuelle Studienergebnisse. Diese zeigen, dass die intestinale Mikrobiota beim Wirt zahlreiche Effekte entfaltet und zwar auf den Gallensäurenstoffwechsel, die proinflammatorische Aktivität, die Insulinresistenz und die Regulation der Darmhormone wie GLP-1. Man glaubt, dass die Modulation der Darmmikrobiota mittels Probiotika, Präbiotika und fäkaler Mikrobiota-Transplantation den Glukose-Stoffwechsel und die Insulinsensitivität günstig beeinflussen kann. Solche Mikrobiota assoziierten Therapiekonzepte werden jetzt im Rahmen klinischer Studien untersucht.
Mehr Bewegung
Wer täglich 10.000 Schritte zurücklegt, kann damit nicht nur das metabolische Syndrom bzw. den Typ-2-Diabetes sondern auch viele andere chronische Erkrankungen verhindern. Durchschnittlich läuft der Deutsche aber nur 2.000 bis 3.000 Schritte am Tag. Würde er täglich 1.000 Schritte mehr laufen, so würde das den postprandialen Blutzucker doppelt so stark senken wie 1000 mg Metformin. Jede 2.000 zusätzlichen Schritte senken das kardiovaskuläre Risiko um 14 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen führte eine vermehrte körperliche Aktivität zu einer starken Senkung des Risikos für Demenz und Depressivität, nämlich um 60 Prozent. In den letzten Jahren wurden eine Vielzahl von Vorschlägen gemacht und auch einige Initiativen wie das Präventionsgesetz entwickelt, und zwar mit dem Ziel, die Diabetes-Prävention zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu machen. Entscheidend für den Erfolg ist aber nicht die Kenntnis dieser Aktivitäten sondern die Motivation des Einzelnen.