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StudienergebnisseCannabidiol bei fortgeschrittenem Krebs?

Zwar ging es Menschen mit fortgeschrittenem Krebs in einer placebokontrollierten Studie subjektiv besser, wenn sie Cannabidiol einnahmen – die positiven Effekte traten allerdings auch unter Placebo auf.

Cannabidiol-haltige Öle in der Krebstherapie: Die Studienlage ist begrenzt.

Cannabidiol (CBD) ist wie Tetrahydrocannabinol (THC) ein Inhaltsstoff der Cannabis-Pflanze, beide Substanzen unterscheiden sich aber in ihrer Wirkung auf den Menschen. Während THC psychoaktiv wirkt, hat CBD keine psychoaktive Wirkung.

Für CBD sind unter anderem antipsychotische, antikonvulsive, sedative und antiinflammatorische Effekte beschrieben, die meisten Daten kommen aus Studien am Tiermodell. In klinischen Studien wurde CBD vor allem hinsichtlich seiner Wirkung bei Epilepsien im Kindesalter untersucht, in dieser Indikation gibt es ein zugelassenes Medikament (Epidyolex®). Auch bei Multipler Sklerose ist ein CBD-haltiges Medikament zugelassen (Sativex®).

Im palliativen Kontext wurde die Wirkung von CBD in Studien meist in Kombination mit dem psychoaktiv wirkenden THC geprüft. Einige Krebspatienten, die sich fragen, ob sie “rauschfreies” CBD zur Symptomlinderung einnehmen können, wenden sich daher an ihren Arzt oder ihre Ärztin.

Ein Forschungsteam hat nun untersucht, ob die tägliche Einnahme eines CBD-Öls zusätzlich zur palliativen Standardversorgung die Symptome von Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung reduzieren kann. Für die randomisierte Phase-II-Studie wurden die Daten von 121 Erwachsenen ausgewertet, die an fünf verschiedenen Krebszentren in Australien behandelt wurden.

Alle hatten eine Symptomlast im ESAS-Score von ≥ 10/90, wobei eines der neun im Score erfassten Symptome bei ≥ 3 liegen musste. Im ESAS-Score (für “Edmonton Symptom Assessment Scale”) werden neun physische und psychische Symptome wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Appetit, Angstzustände und depressive Symptome erfasst, und zwar jeweils auf einer Skala von 0 bis 10.

Kein Vorteil mit CBD

In der Verumgruppe erhielten 58 Personen über 14 Tage CBD-Öl in einer selbstgewählten Dosis zwischen 0,5 ml (50 mg CBD)/1xd und 2 ml (200 mg CBD)/3xd. Die mediane CBD-Dosis lag bei 400 mg/Tag. Die Dosis konnte für weitere 14 Tage beibehalten werden (insgesamt 28 Tage). Die Qualität und Reinheit des synthetisch hergestellten Öls war zuvor behördlich überprüft worden. In der Kontrollgruppe erhielten 63 Personen ein Placebo-Öl.

Primärer Studienendpunkt war eine positive Veränderungen im ESAS-Score (definiert als Abnahme ≥ 6 Punkte an Tag 14). Für Placebo zeigte sich hier eine Abnahme von 6,2 Punkten und für CBD von 3,0 Punkten; der Unterschied war nicht signifikant (p=0,24). Das CBD-Öl wirkte also nicht besser als ein Placebo, zudem zeigte sich kein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Ansprechrate (Placebo: 58,7 Prozent, CBD: 44,8; p=0,13).

Alle im ESAS-Score erfassten Symptome verbesserten sich sowohl in der Placebo- als auch in der CBD-Gruppe. Ebenso konnte die eingenommene Morphin-Dosis an Tag 14 sowohl in der Placebo-Gruppe als auch in der CBD-Öl-Gruppe reduziert werden (Placebo: Bei 12,7 Prozent der Teilnehmer, CBD-Öl: Bei 17,5 Prozent, kein signifikanter Unterschied), allerdings konnte die Dosisreduktion nicht bis Tag 28 aufrechterhalten werden.

Auch die unerwünschten Ereignisse unterschieden sich in den beiden Gruppen nicht, abgesehen von Dyspnoe, die bei CBD signifikant häufiger auftrat (bei 8 Personen in der CBD- und bei 2 in der Placebo-Gruppe, p=0,04). Die meisten Patienten gaben an Tag 14 an, sich besser oder viel besser zu fühlen (53 Prozent mit CBD, 65 Prozent mit Placebo). An Tag 28 war dies bei 70 bzw. 64 Prozent der Fall.

Fazit

CBD-Öl zusätzlich zu einer palliativen Versorgung lindert bei Menschen mit fortgeschrittenem Krebs die Symptome nicht besser als ein Placebo. Das Studienteam sieht das öffentliche Interesse und die zunehmende Menge an Forschungsgeldern für CBD-Produkte zumindest bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen eher kritisch. In dieser Indikation habe CBD offenbar keinen Nutzen.

Quelle: doi 10.1200/JCO.22.01632

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