Auch 2023 hat die Zahl der Hepatitis-B- (HBV) und Hepatitis-C (HCV)-Diagnosen in Deutschland zugenommen. Das legen Projektionsberechnungen nahe, die auf Daten der ersten beiden Quartale 2023 beruhen [1]. Im Vergleich mit Daten aus 2017-2019 ist die Zahl der HBV-Diagnosen demnach im Jahr 2023 um das 4,2-Fache und die Zahl der HCV-Diagnosen um das 2,0-Fache gestiegen.
Schon 2022 waren die Fälle gestiegen, berichtet das Autorenteam von der German Liver Foundation weiter. In absoluten Zahlen: 2022 wurden 16.144 HBV- und 7.919 HCV-Fälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt, in den Jahren 2019–2021 waren es im Mittel nur 8.240 HBV- und 5.097 HCV-Fälle gewesen [2].
Für 2023 berichten die Autoren allein für die ersten beiden Quartale von 12.051 HBV- und 5.645 HCV-Fällen. Als Gründe für den Anstieg gibt das RKI mehrere Hypothesen an:
- GKV-Versicherte ab 35 Jahren können sich seit 2021 einmalig bei der Gesundheitsuntersuchung auf HBV und HCV testen lassen, wodurch mehr Fälle identifiziert worden sein könnten. Das resümieren auch die Autoren – und ziehen ein positives Fazit: “Eine Teststrategie, die nicht nur Hochrisiko-Gruppen umfasst, scheint für Deutschland die richtige Strategie zu sein, um das WHO-Ziel zu erreichen.” Bis zum Jahr 2030 will die WHO mindestens 90 Prozent der weltweit mit HBV und HCV infizierten Menschen identifizieren.
- Mit der Fluchtmigration aus der Ukraine könnten vermehrt Menschen mit einer Hepatitis-Infektion nach Deutschland gekommen sein, die in der Ukraine erworben wurde. Denn die Prävalenzen sind dort deutlich höher (HBV: 1,0 versus 0,3 Prozent, HCV: 3,0 versus 0,3 Prozent, Zahlen aus 2020).
- Die Einführung der elektronischen Labormeldung über DEMIS im Jahr 2022 hat allerdings offenbar zu einer fehlerhaften mehrfachen Anlage von Fällen geführt.
Letzteres müsse berücksichtig werden. Die Autoren weisen aber darauf hin, dass eine Zunahme der Hepatitis-Diagnosen besonders bei den über 35-Jährigen auffällt – was vor allem einen Zusammenhang mit dem “Check-up 35” wahrscheinlich mache.
Quellen:
1. doi 10.1016/j.jhep.2023.10.034