Bei der Frage, wie die Ressource Arztzeit optimal genutzt werden kann, wird oft ein vermeintlich einfaches Rezept ins Spiel geführt: die Digitalisierung, von Künstlicher Intelligenz für den Praxisalltag (S. 16) bis hin zu Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).
Ärztinnen und Ärzte stehen solchen “Helfern” durchaus offen gegenüber. Allein im ersten Jahr haben sie geschätzt 10.000 Testzugänge bei DiGA-Herstellern beantragt [1], die Verordnungszahlen steigen kontinuierlich, wie AOK, Techniker und Barmer vermelden [2]. Gerade in Bereichen mit langen Wartezeiten – etwa in der Psychotherapie – können digitale Anwendungen die ärztliche Versorgung gut begleiten (S. 34).
Doch die Dynamik des Marktes erschwert den Einsatz in der Praxis. Die Zulassung ist in Europa ein Novum [1]. Im Gegensatz zu Arzneien muss der Nutzen von DiGA für die Kostenübernahme nicht abschließend belegt sein. Die Folge: Kein Monat vergeht mehr ohne neue DiGA, jedoch waren Mitte Mai nur 18 der 45 beim BfArM gelisteten aktiven DiGA dauerhaft aufgenommen [3].
Die vermeintliche Entlastung wird damit – zunächst – zur zusätzlichen Last. Denn herauszufiltern, welche Apps für welche Patienten in Frage kommen, bedeutet für Hausärztinnen und Hausärzte ein wahres Zeitinvestment, nicht zuletzt aufgrund des oft aufwendigen Anlegens von Testzugängen.
Werden sie nach der Befristung dann wieder gestrichen – sechs solcher Fälle listete das BfArM zuletzt –, ist das ärgerlich. Das Muster 16 ist bei der DiGA-Verordnung also wahrlich kein einfaches Rezept.
Erschwerend kommt hinzu, dass Informationen im BfArM-Verzeichnis unübersichtlich aufbereitet sind. Intuitives Erfassen? Fehlanzeige!
Hier steht “Der Hausarzt” Praxen in bewährter Weise zur Seite. Die Frage der Zulassungsart ist für uns zentrale Richtschnur: Regelmäßig nehmen wir DiGA in den Blick, endgültig gelistete klopfen wir in aller Tiefe auf ihre Praxistauglichkeit ab. Haben Sie eine DiGA, die wir für Sie unter die Lupe nehmen sollen? Schreiben Sie uns: info@medizinundmedien.eu
Ihre Jana Sauer
Stellvertretende Chefredakteurin “Der Hausarzt”
Quellen:
- Techniker Krankenkasse, DiGA-Report 2022, abrufbar unter www.tk.de/resource/blob/2125136/dd3d3dbafcfaef0984dcf8576b1d7713/tk-diga-report-2022-data.pdf
- Handelsblatt, DiGA-Markt wächst im ersten Halbjahr 2022, Artikel vom 10.7.2022, https://www.handelsblatt.com/inside/digital_health/digitale-gesundheitsanwendungen-diga-markt-waechst-im-ersten-halbjahr-2022/28496184.html
- DiGA-Verzeichnis des BfArM, Stand 10.5.2023, https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis