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Praxis updateAus der Wissenschaft für die Hausarztpraxis

Der medizinische Fortschritt erfordert eine ständige Weiterbildung. Das Praxis update bietet kurze, knappe und praxisrelevante Wissensvermittlung. Wir haben das Wichtigste für Sie zusammengestellt.

Was tut sich in der medizinischen Forschung?

Skabies: Nicht selten verkannt

Die Skabies gehört zu den häufigen Dermatosen und hat im Zuge internationaler Migration in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Gefährdet sind auch immunsupprimierte Patienten. Oft wird die Skabies verkannt und mit ekzematösen Krankheitsbildern verwechselt. Das klinische Bild wird zudem häufig durch eine voreilige und falsche lokale Steroidtherapie kaschiert.

In Alten- und Pflegeheimen kommt es immer wieder zu Skabiesausbrüchen, wobei das Pflegepersonal als Überträger fungiert. Die Inkubationszeit kann bis zu fünf Wochen betragen. Das begattete Weibchen der Skabiesmilbe ist der Infektionstreiber. Es gräbt sich in das Stratum corneum der Haut ein und legt pro Tag ein bis vier Eier in den Milbengang.

Für die Übertragung ist ein besonders enger Kontakt erforderlich, bloßes Händeschütteln reicht bei Immunkompetenten zur Übertragung nicht aus. Typisch ist ein starker Juckreiz mit Schlafstörungen.

Es finden sich kleine Papeln und vereinzelt Knoten, außerdem kommaartige rötliche Gänge. Dazu kommen Kratzspuren. Bei einem ausgedehnten Befund kann ein exanthematisches Bild entstehen. Die Diagnose wird klinisch gestellt, ein Auflichtmikroskop ermöglicht eine sichere Diagnosestellung. Die Therapie der Wahl ist Permethrin-5%-Creme (Thomas Dirschka, Wuppertal).

Morbus Basedow: Operation oder Radiojod

Der Morbus Basedow ist eine systemische Autoimmunerkrankung. Neben der Schilddrüsenautonomie ist er die häufigste Ursache einer Hyperthyreose. Vor allem betroffen sind jüngere Frauen. Dabei kommt es durch die Bildung von TSH-Rezeptor-Antikörpern zu einer Stimulation der Schilddrüse.

Ein häufiger Begleitbefund ist der Exophthalmus, die endokrine Orbitopathie. Die Primärtherapie ist die Gabe von Thyreostatika. Die definitive Therapie mittels Operation oder Radiojod erfolgt in der Regel erst im Falle eines Rezidivs. In einer neuen Studie trat bei 9,2 Prozent der Operierten eine Recurrensparese und bei 30 Prozent eine Hypokalzämie auf. 79 Prozent der Radiojod-Patienten waren nach zwei Jahren noch in Remission.

Auch zeigte sich, dass eine ungenügende Therapie mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Deshalb ist es sehr wichtig, möglichst rasch und dauerhaft eine Normalisierung des TSH anzustreben. Wenn dies mit Thyreostatika nicht gelingt, sollte der Patient schnell einer definitiven Therapie zugeführt werden.

In diesem Rahmen wird immer wieder die Frage diskutiert, ob eine Radiojodtherapie Malignome induzieren kann. Darauf gibt es bisher keine endgültige Antwort. Doch dieses Risiko dürfte, falls es denn besteht, nicht besonders hoch sein (Martin Fassnacht, Würzburg).

Schlaganfall: Prähospitale RR-Senkung?

Ist eine prähospitale Blutdrucksenkung beim akuten Schlaganfall sinnvoll oder sollte sie besser unterlassen werden? In dieser Situation ist ja noch unklar, ob eine Ischämie oder eine Blutung vorliegt. Bei einer Hirnblutung wäre eine moderate Blutdrucksenkung sinnvoll, bei einer Ischämie dagegen nicht.

In neuen Studien war das Ergebnis einer prähospitalen Blutdrucksenkung negativ oder neutral, d.h. es konnte kein Benefit dokumentiert werden. Somit bleibt es bei der offiziellen Empfehlung, dass in der Regel eine prähospitale Blutdrucksenkung nicht erfolgen sollte.

Nur bei Werten systolisch > 220 mm Hg bzw. diastolisch > 120 mm Hg und bei einem Linksherzversagen mit Lungenödem sollte der Blutdruck gesenkt werden, aber nicht abrupt und nicht mehr als um 25 Prozent des Ausgangswertes.

Eine Studie konnte die Alltagsannahme bestätigen, dass Ärger und Aufregung einen Schlaganfall auslösen können. Dies bestätigt die pathophysiologische Hypothese, dass eine Aktivierung des Sympathikus mit einer konsekutiv vermehrten Katecholaminausschüttung über einen Blutdruckanstieg eine Blutung verursachen kann.

Auch wurde nachgewiesen, dass bei Nicht-Adhärenz bzgl. Antihypertensiva das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöht ist (Frank Erbguth, Nürnberg).

Zöliakie: Primär Serologie

Die aktualisierte Leitlinie empfiehlt bei Verdacht auf eine Zöliakie initial nur die IgA-Antikörper gegen Gewebs-Transglutaminase (tTG-IgA) und das Gesamt-IgA. Liegt der tTG-IgA-Wert über dem zehnfachen des Grenzwertes, so kann eine Zöliakie-Diagnostik ohne Biopsie dann angeboten werden, wenn Endomyosin-AK-IgA nachweisbar sind.

Doch, soweit möglich, sollte der serologische Befund mittels Biopsien bestätigt werden, wobei mindestens sechs Biopsien aus verschiedenen Abschnitten des Duodenums (Bulbus duodeni, mittleres und distales Duodenum jeweils zwei Biopsien) entnommen werden sollten.

Nach einer Studie klagt die Hälfte der Zöliakie-Patienten trotz einer glutenfreien Diät über persistierende abdominelle Beschwerden. Auch sind trotz Diät psychologische Komorbiditäten und eine Reduktion der Lebensqualität häufig mit der Erkrankung assoziiert (Andreas Stallmach, Jena).

Restless-Legs: An Eisen denken

Etwa 10 bis 20 Prozent aller Menschen in Deutschland leiden an einem RLS. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch unangenehme Missempfindungen vorwiegend in den Beinen, die vor allem in Ruhe auftreten bei abendlicher Akzentuierung. Durch Bewegung bessern sich die Symptome und sie sprechen auf Dopamin an.

In einer Studie konnte jetzt gezeigt werden, dass eine Infusion mit Eisen-Carboxymaltose bei einem Eisenmangel zu einer deutlichen Besserung führt. Deshalb sollte man zunächst immer den Eisenhaushalt laborchemisch erfassen, um vor Einleitung einer dopaminergen Therapie eine Eisensubstitution durchzuführen. Auch für Dipyridamol konnte eine Wirkung nachgewiesen werden (Frank Erbguth, Nürnberg).

COVID-19 und Psyche

Die Corona-Pandemie hat komplexe psychische Auswirkungen auf psychisch Erkrankte und vulnerable Gruppen, aber auch auf Covid-19-Erkrankte. Besonders betroffen sind Kinder, Jugendliche und einsame Menschen.

Durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ist insbesondere durch den Verlust des Arbeitsplatzes oder der wirtschaftlichen Existenz mittel- und langfristig mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit bis hin zu erhöhter Suizidalität zu rechnen.

Man muss davon ausgehen, dass das Virus ins Gehirn gelangen kann und auf vielfältige Weise auf die Hirnfunktion und die Perfusion einwirkt. Angsterkrankungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen unserer Zeit.

Das Corona-Virus hat weltweit zu einer Zunahme von Angst-assoziierten Symptomen um zirka 25 Prozent geführt. Als Risikofaktoren wurden identifiziert: weibliches Geschlecht, junges Alter, erhöhter Medienkonsum, Zugehörigkeit zu Gesundheitsberufen, körperliche und psychische Erkrankungen sowie finanzielle Probleme (Dieter F. Braus, Wiesbaden).

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