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Kommunikationsportale für Arzt-Patienten-KontaktMessenger-Dienste: Hilfe oder Hindernis im Praxisalltag?

Messenger-Dienste werden in Hausarztpraxen immer beliebter. Die Liste der Anbieter ist lang. Doch worauf gilt es bei der Nutzung solcher Dienste zu achten, um auf der sicheren Seite zu sein?

Patienten-Messenger: Seit zwei, drei Jahren vergüten zumindest drei Krankenkassen diese Art der Konsultation.

Er war seiner Zeit voraus: Mit seinem Messenger-Portal meinarztdirekt.de hat Allgemeinmediziner Dr. Michael Gurr aus dem pfälzischen Eisenberg schon vor sechs Jahren ein digitales Kommunikationsportal für Arzt-Patienten-Kontakte etabliert.

Statt den Arzt persönlich in der Praxis zu konsultieren, schicken Nutzer eine Textnachricht, die der Arzt zu einem passenden Zeitpunkt beantwortet. 100 Medizinerinnen und Mediziner nutzen meinarztdirekt.de mittlerweile, 10.000 Patienten sind registriert.

Messenger-Dienste sollen in der Medizin bald eine tragende Rolle spielen. Mit Verabschiedung des Digitale-Versorgungs- und Pflege-Modernisierungs-Gesetzes Mitte 2021 erhielt die Gematik den gesetzlichen Auftrag, die Übermittlungsverfahren im Gesundheitswesen um einen einheitlichen Sofortnachrichtendienst zu erweitern und damit die Telematikinfrastruktur (TI) auszubauen.

Viele Anbieter auf dem Markt

Aktuell sind indes bereits bewährte Messenger-Dienste auf dem Markt, die eine datensichere Kommunikation zwischen Akteuren des Gesundheitswesens sowie mit Patienten ermöglichen. Das von Gurr gemeinsam mit einem IT-Spezialisten entwickelte “Mein Arzt Direkt” bietet beispielsweise eine voll verschlüsselte Messenger-Lösung für den Arzt-Patienten-Kontakt; für die Kommunikation zwischen und innerhalb von stationärem und ambulantem Sektor hat die Trierer Kardiologin Dr. Enise Lauterbach mit Consilium einen datensicheren Messenger entwickelt.

Weitere Dienste heißen medflex, Siilo oder Doctorsgate – die Liste der Anbieter ist lang und Praxen sollten bei der Wahl des Dienstes genau hinschauen (siehe Kasten unten).

Ziel war die Praxisoptimierung

“Ich hatte nie die Intention, ein Start-up aus dem Boden zu stampfen”, sagt Hausarzt Gurr. Ihm sei es vor allem darum gegangen, den eigenen Praxisalltag zu optimieren.

An die 500 seiner Patienten kommunizierten zusätzlich über “Mein Arzt Direkt” mit ihm, bis zu 20 Fragen pro Tag erreichen Gurr auf diesem Weg. Es gehe zum Beispiel um die Besprechung von Laborergebnissen, Blutdruckwerten, Röntgenaufnahmen oder um Fragen, die Patienten im Urlaub oder auf Geschäftsreise beantwortet wissen wollen.

“Es ist ein niederschwelliges Angebot”, so Gurr, das auch seine älteren Patienten gut bedienen könnten. 90 Prozent der Fragen könne er via meinarztdirekt.de beantworten, nur selten müsse er den Patienten zusätzlich einbestellen. Wichtig: “Ich stelle keine Ferndiagnosen”, betont der Mediziner. “Es geht um eine Beratung.”

Team muss mitziehen

Seit zwei, drei Jahren vergüten zumindest drei Krankenkassen diese Art der Konsultation, bis dahin hatten die Patienten die Leistung selbst bezahlen müssen. Obwohl er die reale Zeitersparnis für eher gering erachtet, möchte Dr. Michael Gurr das Tool nicht missen. Aus mehreren Gründen: Es biete Patienten einen zusätzlichen Service durch bessere Erreichbarkeit und den Wegfall von Wartezeiten, gebe ihm unbegrenzt Zeit zum Formulieren der Frage, erhöhe die Compliance durch die Verschriftlichung der Antwort und reduziere das Patientenaufkommen in der Praxis.

“Gerade in Pandemiezeiten oder bei Urlaubsvertretungen hat sich das bewährt”, findet Gurr, der eine Einzelpraxis führt und zahlreiche Kollegen aus der Umgebung ohne Nachfolger hat in den Ruhestand gehen sehen – mit entsprechenden Folgen für die Patientenzahl. Allerdings: “Wie jede Neuerung muss auch die Etablierung eines Tools wie meinarztdirekt.de in den Praxisalltag integriert und vom Team mitgetragen werden, sonst nutzt es nichts.”

Das Handling im Alltag

Und so funktioniert meinarztdirekt.de als Beispiel für einen Messenger-Dienst: Nachdem der Arzt sich registriert hat, erstellt er einen Account. Der Patient kann sich über diesen mit der Online-Sprechstunde verbinden und Fragen formulieren sowie Unterlagen und Fotos hochladen. Pro Frage wird im System eine Konsultation angelegt, die nach erfolgreicher Klärung wieder geschlossen wird.

Der Arzt klickt sich flexibel ins Online-Sprechzimmer ein. Die Vergütung legt er selbst entsprechend der GOÄ fest. Der Patient zahlt mit einem Online-Bezahlsystem, wenn er die Antwort abruft; um Systemfragen und die Abrechnung kümmert sich “Mein Arzt Direkt”. Sowohl Arzt als auch Patient könnten ihren Account jederzeit löschen, so Gurr.

Er beantworte Fragen in der Regel binnen eines, selten binnen zwei Tagen, so Gurr. Zeit dafür nimmt er sich in der Mittagspause oder abends nach der Sprechstunde. Für ihn selbst spare das Tool deshalb nicht unbedingt Zeit. Es gehe eher darum, die Patientenkontakte umzuverteilen.

Der Dienst sei unter Berücksichtigung “sehr hoher Sicherheitsstandards” entwickelt worden, betont Michael Gurr. Nur ein einziges Mal habe es eine Sicherheitslücke gegeben, aufgedeckt vom Hacker-Verein Chaos Computer Club, die sofort geschlossen worden sei.

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