Bei einem Viertel der Frauen, die eine Harnwegsinfektion (HWI) durchgemacht haben, kommt es in den folgenden sechs Monaten zu einer erneuten Infektion. Bei einigen von ihnen sogar noch häufiger, sodass sie innerhalb weniger Monate mehrfach mit Antibiotika behandelt werden müssen.
Ein Problem dabei: Durch die Antibiose verändert sich das Darm-Mikrobiom, was wiederum das Immunsystem der Betroffenen beeinflusst, das die HWI-Erreger (meist ist es E.coli) nicht mehr effektiv bekämpfen kann. Das berichtet ein Team um Dr. Colin Worby vom Broad Institute in Cambridge, das 15 Frauen mit HWI in der Vorgeschichte und 16 Frauen ohne HWI über ein Jahr nachverfolgt hat.
Vor und während des Studienzeitraums wurden mehrfach Urin-, Blut- und Stuhlproben der Frauen untersucht. Insgesamt traten 24 HWI auf – alle in der Gruppe der Frauen mit behandelter HWI in der Anamnese. Bei ihnen stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein weniger diverses Darm-Mikrobiom fest, und auch im Blut war die Zahl bestimmter Immunzellen (periphere mononukleäre Blutzellen) deutlich geringer.
Überraschend war aber, dass die Besiedlung mit potenziell HWI-auslösenden E. coli in der Harnblase bei beiden Gruppen vergleichbar war. Vermutlich sei bei Frauen ohne HWI das Immunsystem schnell in der Lage, den Erreger unter Kontrolle zu bringen. Das Immunsystem von Frauen mit HWI hingegen schaffe das wohl nicht, schreibt das Team.
Eine Antibiose könnte also das Risiko für erneute HWI erhöhen, es sei daher wichtig, alternative Therapien zu finden.
Quelle: DOI 10.1038/s41564-022-01107-x