Berlin. Zum Eindämmen der bisher wenigen Fälle von Affenpocken in Deutschland sollen Infizierte mindestens 21 Tagen (bis zum Abklingen der Hauteffloreszenzen) in Isolation, bei Verdacht auf eine Infektion / bei Kontakt soll sich die betroffene Person ebenfalls für mindestens 21 Tage isolieren. Das gab Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Ärztetages bekannt.
Es handle sich nicht um den Beginn einer neuen Pandemie, betonte Lauterbach. Der Erreger der Affenpocken seien bekannt, es gebe sowohl einen Impfstoff als auch Therapieoptionen (etwa das Virustatikum Tecovirimat). Auch das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt das Gesundheitsrisiko durch Affenpocken für die Bevölkerung als gering ein. “Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der Ausbruch begrenzt bleibt”, meldet das RKI.
Lange Inkubationszeit
Das RKI ruft Ärztinnen und Ärzte auf, gerade bei der Risikogruppe der MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) – in dieser Personengruppe waren die meisten Infektionen aufgetreten – auf Symptome zu achten. Die relativ lange Inkubationszeit bei einer Infektion mit dem Affenpocken-Virus beträgt 6-16 Tage.
Klinisch äußert sich die Infektion vor allem durch Fieber (>38,3°C), Kopf- und Muskelschmerzen, gefolgt von Hauteffloreszenzen 1-3 Tage später (besonders im Gesicht und an den Handflächen und Fußsohlen), welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula durchlaufen (dies kann differentialdiagnostisch zum Ausschluss von Windpocken dienen).
Die Hauteffloreszenzen verkrusten und fallen letztendlich ab, dies erfolgt am gesamten Körper simultan, was eine weitere Besonderheit darstellt und daher zur Erkennung einer Infektion mit Affenpockenviren oder Variolaviren genutzt werden kann. Eine klinische Differenzierung der Affenpocken von den echten Pocken ist nicht ohne weiteres möglich (weitere Informationen zu Symptomen, Diagnostik und an welche Stellen Sie sich bei Verdacht wenden können haben wir hier für Sie zusammengefasst).
Die Therapie ist in erster Linie symptomatisch und supportiv, wichtig ist das Verhindern bakterieller Superinfektionen.
Impfstoff vorsorglich bestellt
Wie Lauterbach weiter ausführte, habe das Gesundheitsministerium vorsorglich bis zu 40.000 Dosen des Pocken-Impfstoffs Imvanex bestellt. Dieser ist nicht direkt gegen das Affenpocken-Virus gerichtet, bietet aber einen gewissen Schutz und könne bei Bedarf etwa im Rahmen von Ringimpfungen eingesetzt werden.
Imvanex ist in der EU seit 2013 für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Impfstoff schütze vor einer Infektion, könne aber auch bei bereits Infizierten den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest verzögern, sagte der Gesundheitsminister. “Ob wir den Impfstoff aber so einsetzen müssen, ist noch nicht klar.”