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Frühsommer-MeningoenzephalitisSechs neue FSME-Risikogebiete in Deutschland

In Deutschland gibt es nun 175 FSME-Risikogebiete; in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sind insgesamt sechs neue hinzugekommen. Für das vergangene Jahr meldet das Robert Koch-Institut 390 FSME-Erkrankungen, wobei 99 Prozent der Betroffenen nicht oder nur unzureichend geimpft waren.

Das FSME-Virus wird in Deutschland hauptsächlich über die Zeckenart Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) übertragen.

Berlin. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat sechs neue Kreise als FSME-Risikogebiete eingestuft. Dazu zählen in Brandenburg drei Kreise (Landkreis (LK) Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree und LK Spree-Neiße), in Nordrhein-Westfalen gilt nun der Stadtkreis (SK) Solingen als Risikogebiet und in Sachsen der SK Chemnitz und der LK Görlitz. Somit sind jetzt 175 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.

Das RKI weist im aktuellen Epidemiologischen Bulletin darauf hin, dass ein Risiko für eine FSME vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen besteht.

Allerdings wurden auch in Bundesländern ohne Risikogebiete vereinzelt FSME-Erkrankungen beobachtet, sodass besonders während der Zeckensaison (Mai bis Oktober) bei entsprechender Symptomatik überall in Deutschland differenzialdiagnostisch an FSME gedacht werden sollte.

99 Prozent ohne Grundimmunisierung

2021 wurden insgesamt 390 FSME-Erkrankungen an das RKI übermittelt (Stand: 21.01.2022), wobei durch einen technischen Fehler etwa fünf Prozent der gemeldeten FSME-Erkrankungen nicht gezählt werden konnten, wie das RKI angibt.

Dies entspricht einer Abnahme von 45 Prozent gegenüber dem Rekordwert im Vorjahr (712 FSME-Erkrankungen). Das Mittel der Fallzahlen der Jahre 2001 bis 2021 liegt bei 313.

99 Prozent der Betroffenen waren dabei nicht oder nur unzureichend geimpft. “Ein hoher Anteil der FSME-Erkrankungen könnte wahrscheinlich durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz verhindert werden”, betont das RKI.

Empfohlen wird die Impfung bekanntlich für

  • Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben und
  • Personen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben.

Drei Personen gestorben

Doch selbst in Risikogebieten liegen die Impfquoten weiter auf niedrigem Niveau, ganz besonders in der Risikogruppe der über 60-Jährigen.

Nach Daten aus der KV-Impfsurveillance am RKI schwankte 2019 die kreisbezogene Impfquote innerhalb der Risikogebiete zwischen 7,7 bis 38,6 Prozent bei Erwachsenen, bei Kindern zwischen 13,3 bis 50,5 Prozent.

Bei jedem zweiten (52 Prozent) wurde 2021 ein klinisches Bild mit neurologischen Manifestationen einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis angegeben. Drei Personen starben an ihrer FSME-Erkrankung, zwei davon im Alter von über 80 Jahren und eine Person mit Vorerkrankungen in der Altersgruppe 20 bis 25 Jahre.

Infektion über Verzehr von Rohmilch

Der überwiegende Teil der FSME-Erkrankungen wird durch Zeckenstiche übertragen, wobei der Stich oft nicht bemerkt wird. So gaben im Jahr 2021 rund 6o Prozent der Betroffenen einen Zeckenstich an. Ein kleiner Anteil der Erkrankungen könnte möglicherweise mit dem Verzehr infizierter Milch in Zusammenhang stehen.

Seit Beginn der Erfassung der FSME-Erkrankungen 2001 wurde erstmals im Jahr 2016 eine FSME-Erkrankung durch den Verzehr infizierter Ziegenmilch (verzehrt als Milch und Frischkäse) in Baden-Württemberg erworben. Im Jahr 2017 wurde eine weitere Häufung mit insgesamt acht FSME-Erkrankungen bei Personen, die Ziegenrohmilch getrunken hatten, an das RKI übermittelt.

Auch 2021 gaben  sieben Personen (zwei Prozent) Rohmilchverzehr und sechs Personen (ebenfalls zwei Prozent) sowohl einen Zeckenstich als auch Rohmilchverzehr als mögliche Infektionsquelle an.

Quelle: Epid Bull 9/2022

 

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