Nicht nur die Versorgung, auch die Forschung kann auf die Erfahrung von Hausärzten nicht verzichten. Für deren Engagement müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen.
Ein Rekord: Mehr als 1.100 Hausärztinnen und Hausärzte haben beim Mitte November veröffentlichten Hausärztlichen Praxisklimaindex mitgemacht. “Deutschlands Hausärzte sind bereit, ihren Beitrag zur Forschung und Versorgungsforschung zu leisten”, lobt Professor Martin Scherer.
Am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin an der Universität Hamburg-Eppendorf, dessen Direktor der DEGAM-Präsident ist, wird der Index seit einem Jahr erhoben, um einen wissenschaftlichen Beitrag der Hausärzteschaft zur Corona-Diskussion zu leisten. Die Kompetenz von Hausärztinnen und -ärzten ist gefragt. Und das nicht nur in der Versorgungsforschung.
Aufwertung der Allgemeinmedizin
“Die Forschung bedarf unseres Wissens”, betont Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. “Die (Er-)Kenntnisse, die wir täglich in den Praxen sammeln, sind unverzichtbar – beispielsweise, um den Verlauf einer Erkrankung von ersten Symptomen bis zu möglichen Langzeitfolgen zu ergründen.
Die Corona-Pandemie hat das doch wieder sehr deutlich gemacht.” Natürlich spiele auch Erfahrung in der täglichen Arbeit eine zentrale Rolle, aber sie sei eben nicht “die einzige Basis hausärztlichen Handelns”.
Dr. Alexander Voigt aus Würzburg forscht seit einigen Monaten aktiv. Aktuell ist der Hausarzt in zwei Studien zu Harnwegsinfekten und zur Betreuung von Pflegebedürftigen eingebunden. Die Studien laufen über das bayerische Forschungsnetz BayFoNet, in dem vier allgemeinmedizinische Universitätsstandorte im Freistaat zusammengeschlossen sind.
“Hausärztliche Forschung ist das Bindeglied zwischen theoretischen Erkenntnissen und der Umsetzung in unseren konkreten Praxisalltag”, sagt Dr. Alexander Voigt. Mit ihr sei “eine wichtige Aufwertung unseres Fachs verbunden”. Den Arbeitsaufwand zusätzlich zum Praxisalltag beziffert er als machbar.
Auch Dr. Ulf Zitterbart aus dem thüringischen Kranichfeld ist mit seiner Praxis Teil eines Forschungsnetzwerks. RESPoNsE heißt der Verbund, in dem sich die Institute für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena und der Charité in Berlin zusammengeschlossen haben.