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DarmkrebsfrüherkennungDarmkrebs-Screening lässt Überlebensraten steigen

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 73.000 Menschen neu an einem bösartigen Tumor im Darm, rund 26.700 Menschen sterben jedes Jahr daran. Damit steht Darmkrebs auf der Liste der Häufigkeit von Tumorarten und in der Statistik der Krebstodesursachen auf Platz zwei.

Frühzeitig erkannt lässt sich Darmkrebs in vielen Fällen heilen. Mit dem Stuhltest und der Vorsorgekoloskopie sind eine effektive Früherkennung und Vorsorge möglich, welche die Erkrankungs- und Sterberaten seit zehn Jahren kontinuierlich sinken lässt.

Persönliche Information und Aufklärung ist unverzichtbar, um den Berechtigten eine informierte Entscheidung zu ermöglichen und zur Wahrnehmung der Früherkennungs- und Vorsorgemöglichkeiten zu motivieren.

Qualifizierte MFA können im hausärztlichen Team dazu beitragen, dass Früherkennungsmaßnahmen genutzt werden, weil sie Patienten zusätzlich beraten und begleiten können. Darauf weist Dr. Hans-Otto Wagner, Facharzt für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, hin.

Wichtig zu wissen: Die Bedeutung der Beratung zur Früherkennung sollte nicht unterschätzt werden. Umfragen zufolge ist mehr als 80 Prozent der Patienten das Angebot des Darmkrebs-Screenings nicht bekannt. Trotz Beratung nutzen 40 Prozent der Berechtigten die Früherkennungsmöglichkeiten nicht, obwohl sie das Erkrankungsrisiko deutlich senken.

Früherkennung rettet Leben

Eine rechtzeitige und effektive Früherkennung kann die Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit bei Darmkrebs signifikant verringern. Ohne Früherkennung verlieren innerhalb von zehn Jahren zwei Frauen und vier Männer ihr Leben, mit Darmspiegelung ist es nur die Hälfte.

Das Risiko innerhalb der nächsten zehn Jahre an Darmkrebs zu erkranken, steigt sowohl bei Frauen als auch Männern mit dem Alter an, für Männer ist es höher. Von 1.000 Frauen ab 55 Jahren erkranken in den nächsten 10 Jahren acht an Darmkrebs, ab 65 Jahren sind es 14.

Bei den Männern erkranken in der Dekade ab 55 Jahren 13, ab 65 Jahren sind es 24. Insgesamt versterben schätzungsweise knapp 30 von 1.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs.

Das Risiko überhaupt zu erkranken ist unterschiedlich ausgeprägt. Beim überwiegenden Teil der Patienten, drei Viertel, tritt der Darmkrebs sporadisch auf. Als Risikofaktoren gelten Alter, Geschlecht, Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. 18 Prozent der Patienten weisen eine positive Familienanamnese auf.

Hier gilt: Je mehr Verwandte ersten Grades an Darmkrebs erkrankt sind und je jünger diese sind, desto höher ist das individuelle Risiko. Bei sechs Prozent der Patienten besteht ein vererbtes familiäres Risiko. Bei einem Prozent der Patienten entwickelt sich das Karzinom aus einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Verdachtsmomente für erblichen Darmkrebs sind

  • die Entwicklung eines Kolonkarzinoms vor dem 50. Lebensjahr
  • gleichzeitig oder später auftretende HNPCC-assoziierte Tumoren
  • Mindestens zwei Verwandte mit HNPCC-assoziierten Tumoren
  • Zahlreiche Polypen bei einem Patienten
  • Kolorektales Adenom vor dem 40. Lebensjahr

Adenome sind keine Seltenheit. Bis zum 60. Lebensjahr findet man sie bei etwa jedem fünften Patienten, in höherem Alter bei fast jedem zweiten. Die meisten Adenome sind gutartig. Das Risiko einer Entartung hängt vom Polypentyp und den mikroskopischen Zellveränderungen ab. Es steigt mit zunehmender Größe und Anzahl.

Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Therapiechancen und Überlebensraten. Im Stadium I, wenn der Tumor noch auf die Darmschleimhaut beschränkt ist, liegen sie bei 80 bis 100 Prozent. Deshalb ist die Früherkennung so wichtig.

Bei der Therapieplanung sind viele Faktoren zu berücksichtigen. In Abhängigkeit von Stadium und Lokalisation des Tumors sowie Lymphknotenbeteiligung, Metastasenbildung, Grading, Allgemeinzustand des Patienten und Begleiterkrankungen ist auch eine Kombination von Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und physikalischen Maßnahmen angezeigt.

In der Regel ist eine Operation erforderlich, gegebenenfalls in Kombination mit Chemotherapie oder Radiochemotherapie.

Grundsätzlich gilt: Diagnostik und Therapie sind eine interdisziplinäre Aufgabe. Es sollte zudem je nach Tumorstadium eine systematische Nachsorge angeboten werden. Dabei ist eine vertrauensvolle, kontinuierliche hausärztliche und je nach Situation palliativmedizinische Betreuung wichtig. Psychoonkologische Betreuungsangebote können hilfreich sein.

Patienten neutral beraten

Die Teilnahme am Darmkrebsscreening ist freiwillig. Der Hausarzt/die Hausärztin sollte Patienten ergebnisoffen unter Einbezug der Familienanamnese beraten. Medizinische Fachangestellte, insbesondere VERAH, können unterstützend tätig werden, sofern ihre Qualifikation gesichert ist.

Patienten ab 50 Jahren haben Anspruch auf eine einmalige ausführliche Beratung über das Darmkrebs-Screening anhand von Versicherteninformationen des GBA. Zwischen 50 und 54 Jahren ist die jährliche Durchführung eines immunologischen Tests auf okkultes Blut im Stuhl (iFOB-Test) kassenfinanziert.

Die neuen quantitativen Stuhltests weisen Hämoglobin mit einer höheren Empfindlichkeit (Sensitivität) und besseren Genauigkeit aus, was die Zahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert. Männer können wegen ihres höheren Erkrankungsrisikos bereits mit 50 Jahren die erste Koloskopie wahrnehmen sowie zwischen Stuhltest oder Koloskopie entscheiden.

Ab dem Alter von 55 Jahren besteht Anspruch auf die zweijährliche Durchführung eines iFOB-Tests, sofern keine Koloskopie durchgeführt wurde. Frauen können ab 55 Jahren zur ersten Koloskopie gehen, zur zweiten nach frühestens zehn Jahren. Wird das Angebot erst ab 65 Jahren wahrgenommen, besteht Anspruch nur auf eine Koloskopie.

Wichtig zu wissen: Die Aufklärungsleistung wird mit der EBM-Ziffer 01740 abgerechnet. Diese EBM-Ziffer wird extrabudgetär vergütet. Alle Leistungen der Darmkrebsfrüherkennung sind für den Betroffenen kostenlos.

Quelle: IHF-Fortbildungswoche

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