Berlin. Deutschland ist nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in der Lage, Corona-Fälle angemessen zu behandeln. Das deutsche Gesundheitswesen sei mit der derzeitigen Lage – fünf nachgewiesene Corona-Fälle hierzulande – nicht überfordert, sagte Ministeriumssprecher Hanno Kautz am Freitag (31. Januar) in Berlin. Infizierte bräuchten keine Sonderintensivstation, sondern nur eine einfache Intensivstation, und die habe jedes Krankenhaus.
Wichtig, betonen offizielle Behörden aktuell, sei jedoch das frühe Identifizieren von Verdachtsfällen. Da Hausärzte auch bei den typischerweise auftretenden Atemwegsbeschwerden meist der erste Ansprechpartner von Patienten ist, stellt “Der Hausarzt” Praxishilfen zur Verfügung, wie mit Verdachtsfällen in der Hausarztpraxis umgegangen werden sollte.
Wichtig sei, Infektionsketten schnell zu unterbrechen, betont Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). “Ein Gesundheitswesen wie unseres kann das.”
Rückholung von Deutschen läuft
Die mehr als 100 Menschen, die mit einem Flug der Luftwaffe wegen der Lungenkrankheit in China nach Deutschland geholt werden, werden diesen Angaben zufolge für die Inkubationszeit von zwei Wochen in einer Ausbildungskaserne der Luftwaffe – im rheinland-pfälzischen Germersheim – untergebracht. Unter den Menschen, die ausgeflogen werden sollen, ist nach Darstellung von Außenminister Heiko Maas (SPD) niemand, der infiziert ist. Auch seien keine Verdachtsfälle darunter.
Die Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus breitet sich unterdessen rasant aus. Die Infektionen und Todesfälle in China erlebten bis Freitag den größten Anstieg innerhalb eines Tages. Die Zahl der Patienten kletterte um 1981 auf 9692, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am Donnerstagabend die Ausbreitung des Virus zu einer “gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite”. Die 190 Mitgliedsländer werden damit von der WHO empfohlene Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren.
Fünf Fälle in Deutschland
Außerhalb der Volksrepublik sind schon mehr als 120 Infektionen in rund 20 Ländern festgestellt worden. In Deutschland bestätigte das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstagabend einen fünften Fall. Der Patient ist ein Mitarbeiter der Firma Webasto aus dem Landkreis Starnberg, bei der auch die vier zuvor bekannten Infizierten beschäftigt sind. Die Ansteckung ging von einer Kollegin aus China aus, wo jetzt jede Provinz und Region betroffen ist.
Mit fast 10.000 Fällen weltweit zählt der Ausbruch der “akuten Atemwegserkrankung”, wie sie offiziell genannt wird, schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die ebenfalls von China ausgegangene SARS-Pandemie mit – laut WHO – 8096 Infektionen. Durch das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) 2002/2003 starben 774 Menschen. Der neue 2019-nCoV-Erreger ist eine Variante des damaligen SARS-Virus. Vermutlich stammt er auch von Wildtieren.
WHO-Notlage sichert schwachen Staaten Unterstützung zu
Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Sitzung eines Expertenausschusses in Genf, auf der die Notlage ausgerufen wurde. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde. “Wir sitzen alle im selben Boot”, sagte Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. “Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst.”
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte, das Ausrufen einer Notlage durch die WHO werde dazu führen, dass sich alle Länder noch besser abstimmten. Dies sei auch ein Signal an Länder in der Nachbarschaft Chinas oder in Afrika, die Aufmerksamkeit zu erhöhen, sagte der CDU-Politiker in der ZDF-Sendung “Maybrit Illner”. Mit Blick auf Deutschland sagte Spahn, die Behörden gingen sehr wachsam, aber angemessen mit der momentanen Situation um.
Quelle: dpa