Berlin. Mehr Zeit, mehr Geld, mobile Expertenteams für kleine Krankenhäuser: Um zu mehr lebensrettenden Organspenden in Deutschland zu kommen, sollen Kliniken dafür künftig bessere Bedingungen erhalten. Darauf zielt ein Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn, das der Bundestag Mitte Februar mit breiter Mehrheit beschlossen hat. Konkret geht es darum, mehr geeignete Spender finden zu können. “Das gibt den 10.000 Patienten Hoffnung, die auf ein Spenderorgan warten”, sagte der CDU-Politiker.
Unabhängig davon läuft in Politik und Gesellschaft eine Diskussion über ganz grundlegend neue Regeln, wie sich mehr Menschen überhaupt über eine Bereitschaft zum Organspenden klar werden können. Dazu gehört die große Debatte im Bundestag über die Widerspruchslösung, aber auch viele Einzelkooperationen an diversen Stellen. So stellen etwa der Deutsche Hausärzteverband und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Praxismaterialien zur Verfügung, um Hausärzte in ihrer beratenden Rolle zum Thema Organspende zu unterstützen.
Darüber hinaus gelten die Voraussetzungen in den bundesweit rund 1.300 Krankenhäusern für Organ-Entnahmen als entscheidender Schlüssel, wie auch Ärzte sagen. Hier setzt das Gesetz an. Zentrale Punkte im Überblick:
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Mehr Zeit
Seit 2012 müssen alle Kliniken Transplantationsbeauftragte haben, die sich speziell um Organspenden kümmern – also dass mögliche Spender identifiziert und gemeldet werden, Angehörige eine Begleitung dabei bekommen und auch Ärzte und Pfleger regelmäßig bei dem Thema auf dem Laufenden sind. Künftig sollen die Beauftragten verbindlich von anderen Aufgaben befreit werden – durch einheitliche Vorgaben, die sich nach der Bettenzahl in Intensivstationen richten. Sie sollen auch Zugangsrecht zu diesen Stationen bekommen und eingeschaltet werden, wenn Patienten aus Arztsicht Organspender sein könnten.
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Mehr Geld
Kliniken soll der ganze Prozess von Organspenden besser vergütet werden. Jetzige Pauschalen seien nicht kostendeckend, und Engagement führe systematisch zu Verlusten, sagte SPD-Fraktionsvize Prof. Karl Lauterbach. Das solle sich ändern, ohne damit Gewinne zu machen. “Wir geben etwas mehr Geld aus, aber wir sparen auch”, erläuterte er. So seien Folgekosten ausbleibender Transplantationen teils höher, etwa bei dauerhafter Blutreinigung wegen schwerer Nierenerkrankungen. Laut Entwurf dürften auf die gesetzlichen Krankenkassen nunmehr geschätzte Ausgaben von mehr als 30 Millionen Euro im Jahr zukommen.
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Mobile Expertenteams
Geplant ist ein neuer Bereitschaftsdienst mit mobilen Ärzteteams. Das soll gewährleisten, dass die medizinischen Voraussetzungen für Entnahmen überall festgestellt werden können: der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Das soll vermeiden, dass Spenden in kleinen Kliniken ohne eigene Experten sonst scheitern. Bis Ende 2020 sollen die Akteure des Gesundheitswesens nun “eine geeignete Einrichtung” mit der Organisation beauftragen.
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Weitere Punkte
Erleichtert werden soll auch ein Austausch zwischen Betroffenen – mit Regeln für anonymisierte Schreiben, mit denen sich Organempfänger bei den Angehörigen von Organspendern bedanken können. Kommen soll auch ein bundesweites Dokumentationssystem der Kliniken. Erfasst und ausgewertet werden sollen damit zum Beispiel Gründe, warum ein Ausfall von Hirnfunktionen nicht festgestellt wurde.
Mit Material von dpa