Berlin. Prof. Frank Ulrich Montgomery will den Deutschen Ärztetag in Münster – sein letzter an der Spitze der Bundesärztekammer (BÄK) – auch dazu nutzen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Leviten zu lesen. „Ich werde die Begegnung nutzen, um ihm klar zu sagen, wo wir Ärzte anderer Auffassung sind als er“, stellte Montgomery am Mittwoch (22. Mai) vor Journalisten in Berlin klar. Vor allem der zunehmende “staatliche Dirigismus” in Form der Eingriffe in die Selbstverwaltung bieten aus Montgomerys Sicht Gesprächsbedarf.
Das wohl prominenteste Beispiel der jüngsten Vergangenheit: das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG). Montgomery erinnerte daran, dass das Gesetz – gerade auch für Hausärzte – viele gute Punkt enthalte. Durch die vorgeschriebene Erhöhung der Sprechzeiten jedoch bleibe von dem Gesetz, das eigentlich vernünftige Punkte beinhalte, kaum mehr übrig als eine „emotionale Kränkung“. Und auch an der Reform der Psychotherapeutenausbildung will Montgomery deutliche Kritik platzieren: Dass fünf Jahre „Schmalspur-Studium“ eine zwölfjährige Ausbildung plus fachärztliche Weiterbildung ersetzen sollen, sei „Etikettenschwindel“. „Damit werde ich Spahn konfrontieren, da ich mit meiner Rede ja den Anfang mache und er dann die Gelegenheit haben wird, zu reagieren.“
Doch auch untereinander werden die Delegierten wohl Diskussionsbedarf haben, sieht Montgomery kommen. So steht nach dem Schwerpunkt-Thema „Arztgesundheit“ am Mittwoch (29. Mai) die Vorstellung des sogenannten E-Logbuchs auf der Tagesordnung, mit dem Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) künftig ihre in der Weiterbildung erworbenen Kompetenzen dokumentieren sollen. Elektronisch sei das jedoch nicht so einfach umzusetzen wie man gedacht habe, so Montgomery. Daher könnte man hier „kräftig streiten“.
Nur zu einem Thema präsentierte sich Montgomery beim Ausblick vor Journalisten zurückhaltend: der Wahl seines Nachfolgers. Vier Kandidaten stehen dazu in den Startlöchern. Daher habe er sich bereits auf „lange Zählzeiten“ eingerichtet, die im ersten Wahlgang nötige absolute Mehrheit sei bei einer solch hohen Kandidatenzahl wohl kaum zu erreichen. Einen Tipp, wer bei der Wahl das Rennen machen wird, will Montgomery nicht abgeben: Dafür sei das Ärzteparlament zu divers, erinnerte er – und für die Delegierten herrsche eben kein „Fraktionszwang“, der solche Prognosen erleichtern könnte.