Frankfurt/Main. Die hessischen Kassenärzte lehnen bundespolitische Pläne ab, Ärzte zu längeren Praxis-Öffnungszeiten zu verpflichten. Im Koalitionsvertrag wird vorgeschlagen, die Mindestöffnungszeiten von 20 auf 25 Stunden zu erhöhen. Die durchschnittliche Arbeitszeit hessischer Ärzte und Psychotherapeuten liege schon heute pro Woche bei 50,3 Stunden, davon etwa 36 Stunden im direkten Kontakt mit Patienten, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, Frank Dastych, am Dienstag (10. April) in Frankfurt.
Die meisten Haus- und Facharztpraxen hätten schon jetzt mehr als 25 Stunden geöffnet. Inhaltlich laufe der Vorschlag also „ins Leere”, sagte Dastych, im Ton sei er jedoch „eine Unterstellung”: Er suggeriere, Ärzte seien faul und müssten nur mehr arbeiten, um die Probleme der Gesundheitspolitik zu lösen. Nötig seien mehr Ärzte, mehr Geld und eine bessere Steuerung von Patientenströmen.
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Ebenfalls angedacht ist eine Ausweitung der Terminservicestellen. Dort wird Patienten telefonisch binnen vier Wochen ein Termin beim Facharzt vermittelt. Die große Koalition plant, das System auf Haus- und Kinderärzte auszuweiten. Auch dagegen regt sich in Hessen Kritik. Patienten mit “Flatrate-Mentalität” benutzen die Terminvermittlung als “Selbstbedienungsladen”, kritisierte Dastych – vor allem, seit auch Termine bei Psychotherapeuten vermittelt würden.
Statt das System weiter “aufzublasen”, müsse die Zugangsschwelle erhöht werden, fordert die KV. Nur medizinisch wirklich dringliche Fälle sollten in den Terminservicestellen weitervermittelt werden. Mit durchschnittlich 18 Arztbesuchen pro Jahr sei Deutschland europaweit an der Spitze und das System “an der Belastungsgrenze”.
Mit Material von dpa/lhe