Wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, lässt sich am einfachsten an den Folgen von ungesundem Essen feststellen. So führen zum Beispiel eine zu hohe Energieaufnahme, zugesetzter Zucker, raffinierte Stärke, gesättigte Fette, viel Salz und hoch-verarbeitete Lebensmittel, zusammen mit Bewegungsmangel zu einem steigenden BMI, hohen Nüchtern-Blutzucker-Werten und erhöhtem Blutdruck.
Dass diese drei Faktoren maßgeblich zu einer hohen Anzahl an verlorenen Lebensjahren beitragen, belegt die Global burden of disease Studie [1]. Wie Prof. Stefan Lorkowski aus Jena erklärte, “gehen in Deutschland fast die Hälfte aller kardiovaskulären Todesfälle auf eine unausgewogene Ernährung zurück.” Umgekehrt wäre jeder zweite bis dritte Todesfall aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine ausgewogene Ernährung vermeidbar [2].
Auf die Nährstoffart kommt es an
Generell empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 30-35 Prozent der Energie durch Fette zu decken, 55-60 Prozent durch Kohlenhydrate und 10-15 Prozent durch Proteine. Diese Anteile entsprechen ungefähr den in Deutschland verzehrten Mengen an Fett, Kohlenhydraten und Proteinen. Doch worauf beruht dann die stetige Zunahme des Typ-2-Diabetes?
“Das liegt daran, dass die hauptsächlich verzehrten Kohlenhydrate nicht – wie empfohlen – aus ballaststoffreichen Lebensmitteln wie etwa Getreide stammen, sondern in Form von Mono- und Disacchariden beziehungsweise Zucker oder als raffinierte Stärke aufgenommen werden”, verdeutlichte Lorkowski. Ballaststoffe würden hingegen deutlich zu wenig verzehrt.
Tatsächlich belegt eine aktuelle Studie, dass die Qualität der Makronährstoffe wichtiger ist als die Relation der Nährstoffe zueinander [3]. Demnach spielt es keine so große Rolle wie viel Kohlehydrate oder Fette gegessen werden, entscheidend ist vielmehr die Art der verzehrten Kohlenhydrat-, Fett- oder Proteinquellen. In Bezug auf die Mortalität erwies sich ein “ungesunder Low-Carb-Score” als deutlich ungünstiger als ein “gesunder Low-Carb-Score”.
Gleiches fand sich beim Vergleich eines “ungesunden Low-Fat-Scores” mit einem “gesunden Low-Fat-Score” (siehe Tabelle). “Die Diskussion ob Low-Carb grundsätzlich gesünder ist als Low-Fat ist meiner Ansicht nach damit beendet, denn Low-Carb ist nicht per se gesünder als Low-Fat”, folgerte der Biochemiker.
Ballaststoffe gelten als besonders hochwertige beziehungsweise gesunde Kohlenhydrate. Denn, in hohem Maß verzehrt, gehen sie mit einer verminderten Gesamtsterblichkeit, geringerer Inzidenz koronarer Herzerkrankungen, einem geringeren Risiko für Diabetes Typ 2 und für Dickdarmkrebs einher. Eine neue Erkenntnis ist, dass sich diese Verbesserungen auch mit einem hohen Nahrungsanteil an Vollkornprodukten erreichen lässt [4].
“Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen, vielen mehrfach ungesättigten und wenig gesättigten Fetten, hohem Getreide- Gemüse- und Obstanteil, Nüssen und Samen ist der Gesundheit zuträglich, während bei allen extremen Ernährungsformen – sei es Low-Carb oder Low-Fat – das Risiko besteht, etwas falsch zu machen”, resümierte Lorkowski.