Über Impotenz spricht Mann nicht gern. Und wer sich traut, muss Arzneimittel meist selbst zahlen. Da ist die App Kranus Edera für Patienten eine willkommene Option. Was kann sie leisten?
Gäbe es Beckenbodentraining und gesunden Lebensstil als Pille, das Medikament wäre ein Blockbuster. Doch noch müssen Männer, die an erektiler Dysfunktion (ED, ICD-Kode N48.4) leiden, die therapeutische Lebensstiländerung selbst angehen.
Aber wo anfangen? Eine organisch bedingte Impotenz hat nicht nur eine Ursache: Durchblutung und der Zustand der Adern, körperliche Fitness, Stress und psychische Einstellung. Außerdem beeinträchtigen Rauchen, Alkohol und Drogenkonsum die Erektionsfähigkeit.
Einig sind sich Experten, dass die alleinige Gabe von PDE-5-Hemmern keine fachgerechte Therapie ist. Zwar kompensieren Vasodilatatoren oft eine Weile die Probleme, sie ändern aber nichts an den Ursachen. Die App Kranus Edera dagegen zielt auf die Baustellen, die langfristig die Potenz beeinflussen.
Sie ist seit März 2023 dauerhaft als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) im Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet und begleitet Männer, die an einer ED leiden, zwölf Wochen auf einem Weg in ein gesünderes Leben. Sie ist die bisher einzige rein urologische Anwendung im DiGA-Verzeichnis.
ED ist in 86 Prozent der Fälle organisch bedingt. Die häufigsten Ursachen sind neben Diabetes Durchblutungsprobleme sowie hormonelle und neurologische Faktoren. Weil die ED sich schon fünf bis sieben Jahre vor einem Herzinfarkt zeigt, gilt sie auch als Frühwarnsignal für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Im Umkehrschluss kann die frühe Nutzung einer App, die die Ursachen bekämpft, womöglich auch als Prävention für diese Erkrankungen gelten. Kranus edera kann dabei allein oder auch in Kombination mit PDE-5-Hemmern angewendet werden.
Aufbau der App/Funktionen
Die wichtigsten Bausteine der App sind Beckenbodentraining, physiotherapeutisches Training, mentale und sexualtherapeutische Übungen sowie Kardiotraining. Damit orientiert sich Kranus an der S1-Leitlinie, die einen ganzheitlichen Ansatz empfiehlt.
Zusätzlich vermittelt die App Wissen, indem sie den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Erektionsproblemen erläutert und mentale Ursachen von Impotenz anspricht.
Nach einer Online-Anamnese bietet Kranus Edera ein individuell angepasstes Programm. Für jeden Tag werden Trainingseinheiten im Video vorgestellt. Je nach Fortschritt spielt die App in der Folge passende Übungen aus, die die Nutzer fordern, aber nicht überfordern sollen.
Die Trainings betreffen nicht nur den Beckenboden, sondern zielen auch auf Bauch- und Rumpfmuskulatur und allgemeine Fitness. Die wird auch durch das Herz-Kreislauftraining gesteigert.
Das mentale Training führt in Achtsamkeitsmeditationen ein und soll so entspannen und das Körpergefühl verbessern, auch eine Visualisierung und Atemübungen gehören dazu. Die zehnminütigen Sitzungen helfen, Stress zu managen, denn psychischer Druck erschwert eine Erektion.
Dazu kommen sexualtherapeutische Übungen nach dem Hamburger Modell, die für körperliche Bedürfnisse sensibilisieren und helfen, die eigene Sexualität auszuleben.
Unter dem Button “Wissen” verbergen sich Texte. Hintergrundwissen zu den Ursachen der erektilen Dysfunktion und Ernährungstipps erhöhen die Gesundheitskompetenz der Nutzer. Denn wer gesünder lebt, verbessert nicht nur seine erektilen Fähigkeiten, sondern fühlt sich auch sonst wohler in seiner Haut. Die Texte thematisieren die Vorteile von kardiovaskulärer Fitness, Partnerschaft sowie Prävention.
Ausgeschlossen von der Nutzung sind unter anderem Männer mit mehr als drei kardiovaskulären Risikofaktoren, mit starken Herzproblemen und hohem Blutdruck sowie Patienten, die in den letzten sechs Wochen operiert wurden (vor allem im Beckenbereich).
Nachgewiesener Nutzen
Eine randomisierte Studie [1, 2] mit 241 Teilnehmern hatte als primäres Ziel die Verbesserung der erektilen Dysfunktion sowie die Verbesserung der krankheitsbezogenen Lebensqualität und der Patientensouveränität. Alle drei wurden mit Fragebögen erhoben. Die Verringerung der kardiovaskulären Risikofaktoren wurde als sekundäres Ziel eingeschlossen.
Drei Monate nutzten 117 Männer die App zusätzlich zur Standardversorgung, die Kontrollgruppe (118) erhielt die DiGA erst nach drei Monaten Wartezeit. Daraufhin verbesserten sich alle drei Bereiche signifikant, während in der Kontrollgruppe die Lebensqualität leicht sank (siehe Tabelle unten).